Fachinformationen - Sonne und Haut
Sonne und Haut
Bildquelle: Werner Schönherr
Das Sonnenlicht
Das Sonnenlicht besteht aus dem sichtbaren Licht, Wärme- und Ultraviolettstrahlung (UV-A und UV-B). Die langwelligen UV-A Strahlen und die kurzwelligen UV-B-Strahlen dringen in die Haut ein. Wasseroberflächen und Schnee können durch Reflektion die Strahlung verstärken. Sonnenstrahlen dringen auch durch die Wasseroberfläche. Durch das Ozonloch über der Antarktis ist der Anteil an UV-Strahlen in vielen Gebieten der Südhalbkugel erhöht.
Sonnenbestrahlung hat positive Auswirkungen
- Sonnenlicht reguliert die Steuerung des Tag-Nachtrythmus im Gehirn. In der Folge werden geistige und körperliche Aktivität angeregt, die Aufmerksamkeit erhöht sich, Neugier und Tatendrang können sich entwickeln und die Stimmung steigt. Vielen Reisende fühlen sich wohler, wenn sie aus dem winterlichen Nieselwetter in warmen Klimazonen ankommen. In sehr nördlich gelegenen Ländern nehmen umgekehrt in den Wintermonaten Depressionen und auch Selbstmorde zu.
- Die Sonnenbestrahlung wirkt anregend auf Atemwege, Kreislauf und Stoffwechsel.
- Einige Hauterkrankungen bessern sich oft in der Sonne:
- Schuppenflechte
- Akne
- Ekzeme
- Neurodermitis
- Auch bei einigen chronischen Erkrankungen wie Rheuma wird eine Besserung durch Wärme und Sonnenbestrahlung diskutiert.
- Die wohl lebenswichtigste Auswirkung des Sonnenlichtes ist seine Rolle bei der Produktion von Vitamin D. Dieses Molekül wird nur sehr unzureichend über die Nahrung zugeführt (Fisch, Nüsse, Milch, Shiitake-Pilze, Eigelb). Die Eigenproduktion von Vitamin D in der Haut unter dem Einfluss von Sonnenstrahlen ist um ein Vielfaches höher. Kontrovers diskutiert wird, inwiefern Sonnenbänke (mit UV-B-Anteil) genutzt werden können, um Vitamin D-Defizite zu vermindern. Eine Alternative stellt die Einnahme von Vitamin D-Präparaten dar.
Vitamin D ist für die Regulation von über tausend Genen in allen Bereichen des Körpers unverzichtbar, insb. aber im Gehirn, Nervengewebe, Knochen, Immunzellen u.v.a. Folgen von Vitamin D Mangel sind: - Erhöhtes Risiko für Multiple Sklerose bei Kindern von Schwangeren, die wenig Sonnenbestrahlung erfahren haben (Mögliche Ursache: frühe Störung der Anlage der Nervenscheiden)
- Bei Vitamin D Mangel entstehen bei Kindern Entwicklungsverzögerungen des knöchernen Systems (Rachitis)
- Erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf von Infektionen oder Entzündungen und ggf. für Autoimmunerkrankungen
- Erhöhtes Risiko für Krebs (Brust, Prostata, Darm, Eierstock u.a.)
Unter diesem Gesichtspunkt ist es also ratsam, Kinder viel im Freien spielen zu lassen und auch als Erwachsener sich häufig direktem Sonnenlicht auszusetzen. Aber auf die Dosierung kommt es an ...
Sonnenbestrahlung hat negative Auswirkungen
Der Zusammenhang zwischen intensiver Sonnenbestrahlung und Hautkrebs (insb. dem so genannten Plattenepithelkarzinom) ist gut belegt. Diese Krebsformen treten auf bei Personen aus dem Norden, an sonnenexponierten Stellen und das Risiko ihres Auftretens sinkt, wenn Sonnenschutz regelmäßig beachtet wurde und daher kein oder kaum Sonennbrand auftrat. Der Zusammenhang zwischen Sonnenbestrahlung und dem Auftreten von Melanomen (bösartigen, aggressiven Neubildungen von Melaninzellen) ist nicht belegt, wenn es jedoch zu Melanomvorstufen gekommen ist, wirkt sich Strahlung krankheitsbeschleunigend aus.
In Solarien wird die Haut vorwiegend durch UV-A Strahlen gebräunt. Einen anschließenden Sonnenbrand (durch UV-B) sieht man weniger; er wird jedoch nicht verhindert! Es ist also sinnlos zu versuchen, auf Sonnenbänken mit fehlendem UV-B-Anteil vor intensiverer Sonnenbestrahlung vorzubräunen, also eine sog. "Lichtschwiele" zu erzeugen. Die UV-A-Stahlen der Sonnenstudios führen zu einer rascheren Hautalterung und sind daher nicht empfehlenswert, auch wenn ein gelegentlichen Besuch einer Sonnenbank nicht viel schadet.
Bildquelle: Werner Schönherr
Abgewogener Umgang mit Sonnenbestrahlung
- Um Hautschäden vorzubeugen, sollten Sonnenbädern nicht zu lange genossen werden. Auf keinen Fall sollte versucht werden, in den ersten Tagen des Urlaubes zu intensiv „bräunen“.
- Die Mittagssonne zwischen 11:00 und 15:00 Uhr wirkt meist besonders intensiv. In diesen vier Stunden trifft etwa die Hälfte der Tagesmenge an UV-B-Strahlung auf die Erdoberfläche. Da diese Strahlung stark gestreut wird, bietet nur der Schatten einen, wenn auch unvollkommenen, Schutz
- Kleidung und Sonnenhut sind vor allem für Kinder und ältere Menschen sinnvoll, bei denen die Haut verletzlicher ist. Ein weißes T-Shirt bietet einen Lichtschutzfaktor von etwa vier. In Australien wird Kleidung angeboten mit Angabe des Lichtschutzfaktors. Es werden dort Waschmittel angeboten, die angeblich die Fasern mit einem UV-Licht absorbierenden Film umhüllen und so den LSF erhöhen sollen
- Sonnenschutzmittel bieten einen zusätzlichen Schutz. Die Höhe des Lichtschutzfaktors garantiert nur dann einen Schutz, wenn man die Creme, wie empfohlen, regelmäßig anwendet und vor allem auch nach dem Baden erneut aufgeträgt. In sogenannten „Sun-blockern“ befinden sich Mikropigmente aus Titandioxid oder Zinkoxid, die das UV-Licht wie kleine Spiegel reflektieren. Die immer dem Licht ausgesetzten Körperregionen (Gesicht, Hände) müssen besonders gut geschützt sein (Nacken und Ohren nicht vergessen!)
- Der Haut sollte auf keinen Fall ein Sonnenbrand zugemutet werden, z.B. "durch zu langes Schorcheln bei spiegelder Wasseroberfläche im Roten Meer". Ein Sonnenbrand schädigt die Haut massiv, und der Schaden kann oft nicht komplett repariert werden. Wenn es dennoch zum Sonnenbrand gekommen ist, lindern Schatten, Kühlung und ggf. kortikoidhaltige Lotionen die Beschwerden. Bei schweren Sonnenbränden muss ein Hautarzt aufgesucht werden.
Medikamente und so genannte „Lichtallergie“:
Einige Medikamente können die Lichtempfindlichkeit der Haut für Sonnenbestrahlung erhöhen. Dazu zählen vor allem Tetrazykline (z.B. Doxycyclin zur Malariaprophylaxe) und einige andere Antibiotika, sowie so genannte Neuroleptika, Antihistaminika, Antirheumatika, Antidiabetika, und auch Medikamente pflanzlicher Herkunft, zum Beipiel Johanniskrautpräparate.
Auch die Verwendung von Parfüms, Deodorants und Kosmetika kann die Empfindlichkeit der Haut für Strahlung erhöhen. Die Zusätze von Vitamin C, E und Beta-Carotin sollen in der Haut die Entstehung von freien Sauerstoffmolekülen (so genannten „Radikalen“) hemmen und damit die Schädigung begrenzen. Es fehlen jedoch bisher Nachweise, dass die Vitamine in aktiver Form in die Haut gelangen können.
Der häufig benutzte, aber irreführende Begriff „Lichtallergie“ bezeichnet eine Hauterkrankung („Lichturtikaria“), bei der ein in der Haut befindliches, körpereigenes Allergen durch Licht aktiviert wird und typische allergische Reaktionen auslöst. Akute Schübe dieser Erkrankungsform können durch Medikamente (eventuell auch durch „Abhärtungsbestrahlung“ unter ärztlicher Aufsicht!) gebessert werden. Personen, die an dieser Erkrankung leiden, sollten intensive Sonnenbestrahlung und Solarien meiden. Werden sehr viel Cremes und Salben zum Sonnenschutz eingesetzt, kann es aufgrund verstopfter Talkdrüsen zur so genannten „Mallorca-Akne“ kommen.
Tipp:
- Ist ein Schutz vor Sonnenbestrahlung und Mücken erforderlich, dann immer erst den Sonnenschutz auftragen und das (flüssige) Mückenmittel darüber.
Literatur:
- Bataille V, de Vries E: Melanoma: epidemiology, risk factors, prevention, BMJ 2008, 337:1287-1348
- Holick MF: Vitamin-D-Deficiency, NEJM 2007, 357 (3):266-281
- Menzies SW, Shuster S: Is sun exposure a major cause of melanoma: Yes / No., BMJ 2008, 337:204-205
- Moan J, Lagunova Z, Cicarma E, Aksnes L et. al. Sunbeds as vitamin D sources. Photochem Photobiol 2009; 85: 1474-9
- White JH, Tavera-Mendoza: Das unterschätzte Sonnenvitamin, Spektrum der Wissenschaft, Juli 2008, 40-47
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HEF, MG, 28.09.2018