Reiseinformationen - Reisen mit Epilepsie


Reisen mit Epilepsie

Einführung
Patienten mit Epilepsie haben meist langjährige Erfahrung im Umgang mit ihrem Leiden und sind medikamentös gut eingestellt. Während einer Reise können jedoch gehäuft Einflüsse auftreten, die einen epileptischen Anfall begünstigen.


Reisefähigkeit
Grundsätzlich gilt, dass im Vorfeld der Reiseplanung eine möglichst stabile medikamentöse Einstellung angestrebt werden sollte. Eine Überprüfung der Reisefähigkeit durch den behandelnden Neurologen ist prinzipiell sinnvoll.
Zu beachten: Nach einem Grand-mal Anfall besteht für 24 Stunden keine Flugreisetauglichkeit.


Während der Reise
Bei häufigen Anfällen wird empfohlen, in Begleitung zu reisen, das Bordpersonal zu informieren sowie Clonazepam (Tropfen) zur Sofortbehandlung mit an Bord zu nehmen.
Auch die gesamte Anfallsmedikation sollte im Handgepäck mitgeführt werden. Hierzu gehört auch ein ggf. mehrsprachiges Attest, in dem die Diagnose sowie das aktuelle Therapieregime genannt ist. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass an Bord geeignete Medikamente zur Behandlung eines epileptischen Anfalls vorhanden sind.


Müdigkeit und Schlafrhythmus

Typische Provokationsreize sind Müdigkeit, Unregelmäßigkeiten im Schlaf- und Wachrhythmus und Alkoholkonsum. Bei Fernreisen kann eine Zeitverschiebung oft zu erheblichen Schlafproblemen führen. Insgesamt sollte die Dauer der Reise möglichst auf 8 Stunden begrenzt werden. Sollte die Anreise an den Urlaubsort mehr Zeit in Anspruch nehmen, so ist zu überlegen, auf halbem Weg einen Zwischenstopp von einigen Tagen einzuplanen.

Stets besteht das Risiko, dass es unter der Zeitverschiebung zu unregelmäßigen Einnahmeintervallen der Antiepileptika kommt. Während eines Langstreckenfluges sollte die Einnahme der Antiepileptika zur gewohnten (Orts)zeit erfolgen. Wenn möglich, sollte dies auch während des gesamten Aufenthaltes fortgeführt werden. Für die Anpassung des Schlaf-Wachrhythmus ist eine ruhige Eingewöhnungsphase ohne Zeitdruck erforderlich.

Anwendungsbeschränkungen von Arzneimitteln
Unter Behandlung mit Antiepileptika muss bei einigen Medikamenten, die auch für Reisende relevant sein können, mit Wechselwirkungen gerechnet werden. Dies gilt vor allem für das Malariamedikament Lariam® (Wirkstoff: Mefloquin). Generell ist unter Lariam® eine Verstärkung bestehender neurologischer Probleme möglich, daher ist die Anwendung von Lariam® bei Patienten mit Epilepsie generell nicht angezeigt. Für die Anwendung des Malariamedikamentes Malarone® bei Epileptikern stehen bislang noch wenig systematische Daten zur Verfügung, jedoch ist nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eine Verwendung zur Malariaprophylaxe oder ggf. als Malaria-Notfallmedikament möglich.
Bestimmte Antibiotika, besonders Gyrasehemmer wie das Ciprofloxacin, die bei Reisenden häufig zur Behandlung bakterieller Darm- oder Harnwegsinfekte angewendet werden, können die Krampfschwelle senken und sollten bei Epilepsie-Patienten ebenfalls nicht angewendet werden. Andererseits können infektiöse Magen-Darm-Erkrankungen während der Reise auch zu einer verminderten Aufnahme (Resorption) der antiepileptischen Medikamente führen, was wiederum - bei Absinken der Wirkstoffkonzentration im Blut - zu einem erhöhten Krampfanfallrisiko führen kann.


Fazit
Eine gute Voraussetzung für die Planung einer Fernreisen, ist eine stabil medikamentös eingestellte Erkrankung mit einem anfallsfreien Intervall von mindestens sechs Monaten.


Quelle
Beratung in der ärztlichen Praxis. Harald Kretschmer (Herausgeber), Gottfried Kusch (Herausgeber), Helmut Scherbaum (Herausgeber). Neurologische Erkrankungen, Martin Schabet, S. 307-8. Verlag: Urban & Fischer Bei Elsevier; Auflage: 2., neu bearb. u. erw. A. (September 2005)


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MG, 24.05.2018



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