Reiseinformationen - Sicherheit: Allgemein
Sicherheit
Absolute Sicherheit suchen wir vergeblich.
Selbst mit den besten Plänen beseitigen wir nicht alle Risiken und schließen nicht alle unliebsamen Überraschungen aus. Beim Reisen macht dosierte Ungewissheit einen wichtigen Reiz aus. Reisen ist ein kleines Abenteuer. Sicherheitsrisiken bleiben dabei bei guter Vorbereitung, Organisation, Reiseerfahrung und flexiblem Verhalten glücklicherweise sehr klein.
Das häufigste Sicherheitsproblem Reisender entsteht durch Gelegenheitskriminalität (z.B. Taschendiebstahl). Dieses Risiko steigt mit wachsendem gesellschaftlichem Armuts-Reichtumsgefälle und instabilen sozialen Verhältnissen. Körperliche Gewaltanwendung geschieht seltener, und das Risiko terroristischer, lebensbedrohlicher Attacken ist für Normalreisende meist sehr klein.
„Sichere“ Reiseländer
Als sehr sichere Reiseländer gelten z.B. Dänemark, Deutschland, Island, Japan, Luxemburg, Malta, Monaco, Österreich, Neuseeland, Norwegen und die Schweiz u.a. Ebenfalls sichere Reiseländer wie Frankreich, Spanien, Großbritannien, Irland u.a. können in einigen Regionen von Terrorismus betroffen sein.
Warum werden Menschen Opfer von Gewalt?
- auf Grund ihres auffallenden Aussehens
- auf Grund ihrer Körpersprache, die bestimmt, ob jemand als mögliches Opfer oder als riskantes Angriffsziel eingeschätzt wird. (Möglicherweise gefährlich für den Angreifer sind Personen, deren Körperhaltung Selbstbewusstsein, Wachheit und Selbstsicherheit signalisiert)
- auf Grund der Annahme, sie seien reich
- auf Grund ihrer vermeindlichen Nationalität oder Religion oder politischen Meinung (die nach Hautfarbe, Haartracht oder Kleidung etc. unterstellt wird)
- auf Grund unpassenden Verhaltens, z.B. bei starkem Alkohol- oder Drogenkonsum
- weil sie als eine „leichte Beute“ erscheinen: schwach, allein, unaufmerksam, desorientiert
- weil sie denken, ihnen könnte das nie passieren (und deshalb unaufmerksam sind)
Wie senken Sie das Sicherheitsrisiko?
Am wichtigsten ist die Information über mögliche Risiken in einer neuen sozialen und kulturellen Umgebung. Um Risiken aus dem Weg gehen zu können, ist es nötig, sie zu kennen. Je genauer sie mögliche Gefahren einschätzen, desto besser gewappnet sind sie. Versuchen Sie, sich anhand von guten Reiseführern mit den kulturellen und sozialen Gegebenheiten des Gastlandes vertraut zu machen.
Das Wissen um mögliche (d.h. nicht akut bestehende) Gefahren fördert „aufmerksames Abwarten“: Wachheit, Zurückhaltung und Langsamkeit sind die besten Voraussetzungen für flexibles Handel, wenn es nötig ist. Die geringsten Probleme haben erfahrene Reisende, die sich auskennen (und achtsam mit sich selbst) auf neue Gegebenheiten eingehen.
- Schließen Sie eine Reiseversicherung ab und notieren Sie Telefonnummern und Adressen, wo Sie sich bei Gefahr oder im Schadensfall hinwenden können. Wählen Sie eine gute Reiseorganisation aus und vermeiden Sie Billigangebote zweifelhafter Qualität.
- Packen Sie Ihr Gepäck so, dass wenige Probleme bei der Einfuhr zu erwarten sind (Zollbestimmungen, drogenverdächtige Gegenstände, (nach Gastland-Standards) anstößiges Material etc.)
- Laptop und andere elektronische Geräte sollten nicht offensichtlich durch die Art der Transporttaschen erkennbar sein. (Denken Sie daran, die Software durch Passworte zu sichern, für den Fall, dass sie gestohlen werden sollte)
- Koffer (eher gebrauchte Modelle) sollten nicht überlastet und sicher verschlossen sein und keine spitzen Gegenstände enthalten.
- Eine gute Reiseorganisationen hält viele Reiserisiken von Ihnen fern. Wenn Sie allein reisen und lernen wollen, wie Sie in ungewohnten, schwierigen Reisesituationen richtig handeln müssen, brauchen Sie nicht nur erfahrene Unterstützung, sondern auch Zeit und Geduld. Besonders in den ersten Tagen der Reise ist Vorsicht geboten.
- Kulturverständnis und ein wenig Sprachkenntnisse (und selbst nur die wichtigsten Floskeln wie „Danke“ oder „Bitte“) verbessern Ihre Reisesituation ungemein.
- Wenig oder nicht auffallen (“Keep a low profile”) ist in allen kritischen Situationen sehr empfehlenswert. Unpassende Kleidung kann aggressives Verhalten provozieren.
- Lassen Sie entbehrliche Wertsachen („Juwelen“) besser zu Hause und deponieren Sie nötige Wertsachen im Hotelsafe. Vermeiden Sie große Mengen Bargeld mit sich zu führen – sicherer sind (eine oder maximal zwei) Scheckkarten oder Traveller Checks. Die Demonstration von Reichtum nach außen (auffälliger Schmuck, Kameras, Geldscheine aufblättern u.ä.) erhöht die Begehrlichkeit von Gelegenheitskriminellen.
- Zurückhaltendes, betont freundliches Verhalten hilft ihnen selbst bei direkter Bedrohung. Kriminelle haben selber Angst und neigen deshalb zu Überreaktionen. Geben Sie ihre Geldbörse heraus – ihre körperliche Unversehrtheit ist wichtiger.
- Vermeiden Sie Gefahrenzonen (schlechte Beleuchtung, einsame Gegend). Hören Sie auf ihr eigenes Gefühl für Gefahr, dass sie z.B. warnt, sich in allzu dichtes Gedränge zu begeben, wo ein ideales Betätigungsfeld für Taschendiebe sein könnte. Abgelegene Gegenden sollten Sie nur in Gruppen und mit Ortskundigen besuchen.
- Informieren Sie sich bei Ortskundigen über Wege und Straßen, insbesondere die Orientierungspunkte an denen Sie immer wieder zurück finden. Hinterlassen Sie Informationen, wo sie hingehen und wann Sie wieder zurück sein werden.
- Beachten Sie örtliche Warnhinweise („Hotelgelände hier nicht verlassen!“) und Regeln („ungeschriebene Gesetze“) des Gastlandes (z.B. hinsichtlich Bekleidung).
- Halten Sie sich fern von aufgebrachten Menschenansammlungen (nach Verkehrsunfällen, nach örtlichen Streitereien bei politischen Auseinandersetzungen) – verzichten Sie darauf herauszufinden, um was es bei einem Krawall eigentlich geht.
- „Last but not least“: Wichtig ist Zurückhaltung bei Alkohol und anderen Substanzen, die die Hirnreaktion und die Psyche beeinflussen.
- Noch ein wichtiger Hinweis für die Rück- oder Weiterreise: Planen Sie Flugreisen in oder aus dem Zielland in Ruhe und mit viel Zeit für das Verstauen des Gepäcks, die Aufbewahrung der Reisedokumente, den Flughafentransport, das Check-in, etc.
Was tun in einer Situation, die in Gewalt enden kann?
Bei Gefahr schalten Ihre Körperhormone die Stressreaktion an, die „eine Flucht oder einen Angriff“ vorbereitet (schnellerer Herzschlag, hohe Aufmerksamkeit für Details – weniger für die ganze Situation, Muskelanspannung,...). Sind sie dabei unsicher, nervös, ängstlich, machen Sie unweigerlich Fehler: „Sie greifen zu früh an oder ziehen sich zu spät zurück“. Deshalb ist das wichtigste:
- Zeit gewinnen für klare Entscheidungen
- Das beste Mittel dazu ist Deeskalation!
Bieten Sie dem Gegenüber weniger Grund zum Angreifen. Sie können einem Aggressor freundlich (aber bestimmt) gegenübertreten – ohne selbst bedrohlich zu wirken. Ein chinesischischen Sprichwort sagt: „Der Tiger macht aus Angst Angst!“ - übertragen bedeutet das: Diebe werden leicht zu Gewalttätern, wenn sie sich selbst bedroht fühlen.
- Versuchen Sie nicht „Hilfs-Sheriff“ zu spielen, z.B. in dem Sie Gelegenheitsdieben nachjagen oder sich in Auseinandersetzungen einmischen.
- Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und Panik zu vermeiden, und tun Sie das Naheliegende:
- dorthin orientieren, wo Licht und Leute sind
- soviel Lärm wie möglich machen
- möglichst viel Distanz zwischen den Angreifer und sich selbst bringen
- möglichst wenig oder gar keine eigene Gewalt anwenden! Gewaltanwendung kann nur sinnvoll sein, wenn Ihre Kraft kurz und effektiv einwirken kann, um einen weiteren Angriff zu verhindern.
- Die Vogel-Strauß-Taktik (aufgeben, „sich tot-stellen“) ist nicht wirksam! Besser ist es, aufmerksam Fluchtmöglichkeiten zu prüfen und – bei einer Flucht – nicht eher stehen zu bleiben, bis ein wirklich sicherer Schutz erreicht ist.
Training von Selbstverteidigung?
Die meisten Selbstverteidigungstechniken führen nach einiger Übung zu einer verbesserten körperlichen Geschmeidigkeit. Das wesentliche Ziel von Selbstverteidigungsmethoden (Wing Tsun, Pushing Hands (Tai Chi), Jiu Jitsu, ...) ist jedoch nicht (nur) körperliche Technik, sondern die Veränderung der mentalen Einstellung bei einer Konfrontation mit Gewalt.
Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Flexibilität sollen durch einfach körperliche Übungen gestärkt werden. Bei Selbstverteidigung soll der Gegner (im Gegensatz zu Kampfsport) nicht besiegt werden. Stattdessen wird vermittelt, wie gegnerische Kraft geschickt ins Leere laufen kann, wie ein Angreifer erschreckt oder abgelenkt wird, oder wie durch einen entschlossenen Befreiungsschlag Zeit gewonnen wird.
Den meisten Angreifern vergeht die Lust ihre Aggression auszuleben, wenn sie in ihrem Gegenüber statt Angst ruhiges Abwarten und Zuversicht erkennen.
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RMZ, SH, 20.08.2018