Fachinformationen - Papillomviren: HPV
Papillomviren (HPV)
Humane Papillomviren, Papillomaviridae, sind unbehüllte, doppelsträngige DNA-Viren, die Plattenepithelzellen befallen. Es wurden etwa 150 verschiedene Typen beschrieben, 118 davon vollständig. 30 der Virustypen befallen fast ausschließlich den Genital- und Analbereich und werden unterschieden in:
- Hochrisiko-Typen, die an über 99% der Zervixkarzinomen beteiligt sind (70% hervorgerufen durch die Typen 16 und 18, weiterhin durch die Typen 31 und 33, auch 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 66, 68, 73, 82)
- Niedrigrisiko-Typen sind selten oder nie an der Zervixkarzinomentstehung beteiligt, z.B. 6 und 11: Feigwarzenviren
Verbreitung:
Die Infektion mit HPV ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. In Europa werden über 30% der sexuell aktiven Bevölkerung infiziert, bei etwa 10% kann Virus-DNA nachgewiesen werden (latente Infektion). In Regionen mit hoher Prävalenz anderer sexuell übertragbarer Infektion (z.B. in vielen Ländern Afrikas) liegen die Infektionsraten mit HPV wesentlich höher.
Zervixkarzinom ist weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen (nach Brustkrebs). Die jährliche Erkrankungsrate an Zervixkarzinom liegt in Deutschland bei 6.000 Frauen. Im Jahr 2007 verstarben 1.566 Frauen in Deutschland an dieser Erkrankung.
Infektionsweg:
Hautkontakt, bei bestimmten Virustypen über ungeschützten Genitalverkehr, seltener auch durch Schmierinfektion möglich
Symptomatik:
Wucherungen der infizierten Plattenepithelzellen am Ort der Infektion, meist gutartig (im Genital-, Oral- und Analbereich als Feigwarzen). Die Läsionen heilen unbehandelt nach 1-2 Jahren ab, die Infektion bleibt über Jahre symptomlos aktiv oder es entwickelt sich eine Karzinomvorstufe, die wiederum nach Jahren bis Jahrzehnten in ein Karzinom übergehen kann.
Infektionsfolgen sind:
- Condylomata accuminata, Buschke-Löwensteintumor (Typ 6, 11)
- Condylomata plana (Typ 16, 18, 31, ..)
- Cervikale Intraepitheliale Neoplasie CIN (Typ 16, 18, 31, ..)
- Bowenoide Papillose beim Mann (PIN), Peniskarzinomvorstufe (Typ 16)
- Vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN) (Typ 16, 18, 31, ..)
- Vaginale intraepitheliale Neoplasie (VAIN, Typ 16, 18, 31,..)
- Larynxpapillome bei Neugeborenen infizierter Mütter
Kofaktoren der Karzinonmentstehung:
- lokale oder generelle Störung der Immunabwehr (HIV, immunsuppressive Medikation uva.)
- Häufig wechselnde sexuelle Partner
- Häufige sexuell übertragbare Infektionen
- Rauchen (Ausscheidung von Abbauprodukten über den Zervixschleim)
- Drogenkonsum
- Mangelnde Hygiene (Partner/innen beschnittener Männer erkranken seltener)
- ggf. langandauernde Anwendung hormoneller Kontrazeption (nicht gesichert)
Diagnostik:
- Essigsäuretest bei Kolposkopie (Punktierung, Mosaik)
- Nachweis einer intraepithelialen Neoplasie durch zytologischen Abstrich ("Koilozyten")
- Erregernachweis schwierig (Anzucht unmöglich)
- DNA-Hybridisierung: häufig falsch positiv oder falsch negativ (als Screeningmethode ungeeignet)
- Serologie und direkter Antigentest: unspezifisch
Differentialdiagnose:
- Condylome bei Syphilis
- gutartige Tumore
- Warzen
- karzinomatöse Hautläsionen anderer Ursache
Therapie:
- Chirurgisch: Entfernung der Läsion (Cürettage), Elektrochirurgie, Kryotherapie, Laser (CO2 Laser, Nd-YAG Laser),
- Chemisch: Tricholessigsäure, Imiquimod-Creme (5%), Podophyllotoxin-Creme (0,15%)
- Immunologisch (in Erprobung): Interferon ß-Gel
Prophylaxe/ Immunologie
- Safer Sex (Kondome nicht absolut sicher)
- Risiko der Kofaktoren senken (s.o.)
- Zytologische Krebsvorsorge
- Impfungen (seit 2006):
- Gardasil®, Silgard®
- immunisiert gegen Typen 6, 11 (low risk) und 16,18 (high risk)
- zugelassen für Altersgruppe ab 9 Jahre, bis zum 45. Lebensjahr möglich
- Impfschema: 0, 2 Mo., 6 Mo.
- Ceravix®:
- immunisiert gegen Typen 16,18
- Zulassung ab 10 ohne Altersbegrenzung
- Impfschema: 0, 1 Mo., 6 Mo.
- Impfungen
Gesetzliche Regelungen:
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Weitere Informationen (IGWIG)
HEF, 12.10.2018