Fachinformationen - Syphilis (Treponemen)

Treponemen (pallidum, endemicum, pertenue, carateum)

Erreger:

• Dünne, bewegliche Bakterien (0,1x5x15µm) der Familie der Spirochäten: anaerob, langsam wachsend
• Verwandte Bakterien: Borrelien, Leptospiren
• Verdopplungszeit: 30 Std.
• Gewebestörung erfolgt aufgrund der Wirtsreaktionen auf die Infektion

Verbreitung:

Yaws, Framboesie (Trepomema pertenue):

• überwiegend Kinder, tropisches Afrika (insb. Zentralafrikanische Republik bei Urwaldvölkern), SO-Asien

Pinta (Treponema carateum):

• überwiegend Kinder, Süd-Amerika:

Bejel (Endemische Syphilis, Treponema pallidum, endemicum)

• Nord-Afrika. Durch Antibiotika (nahezu?) beseitigt

Syphilis (Treponema pallidum):

Im Zusammenhang mit der Entwicklung der HIV-Epidemie und  zunehmendem Risikoverhalten bei besonderen Risikogruppen wird nahezu in allen Ländern ein Anstieg der Erkrankungszahlen beobachtet:

Infektionsweg:

• Yaws (Trepomema pertenue): Schmierinfektion
• Pinta (Treponema carateum): Schmierinfektion
• Bejel (Endemische Syphilis, Treponema endemicum): Ess- und Trinkgerätschaften, direkter Mund-Hautkontakt
• Syphilis (Treponema pallidum): direkter sexueller Kontakt oder nicht getestet Blut- oder Blutprodukte.
  

Besonderheiten der Syphilis-Übertragung:

• Syphilis und HIV:
  • Syphilitische Geschwüre erhöhen das Risiko einer sexuellen HIV-Übertragung um das 2- bis 5-fache (CDC).
  • Bei einem gestörten Immunssystem (z.B. bei Aids) können Nachweise von Syphilis falsch negativ ausfallen und der Verlauf der Infektion atypisch sein.
     
• Syphilis und Gonorrhoe u.a.
  • Bei einer Harnröhrenentzündung an der Gonorrhoe-Erreger beteiligt sind, machen sich Krankheitszeichen sehr schnell bemerkbar (innerhalb von Stunden bis zu einem Tag). Werden diese Infektionen durch eine hohe aber kurzzeitige Antibiotikagabe (Single-Shot-Therapie) beseitigt, würde der Verlauf einer gleichzeitig übertragenen Syphilis vorübergehend verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden.
  • Daher muss bei jedem Verdacht einer sexuell übertragbaren Erkrankung ein Syphilisnachweis erfolgen, oder es muss im Zweifel so behandelt werden, dass auch eine Syphilis sicher auskuriert wäre.

Inkubationszeit:

• 1. Stadium (lokale Infektion): 10-21 Tage (Bejel bis 90 T.)
• 2. Stadium (Generalisierung): 6-12 Wochen oder später
• 3. Stadium (Organschäden): Jahre später

^{Bildquelle: K. Bloch}

Symptomatik:

• Yaws, Framboesie (Trepomema pertenue): Erhabene papulomatöse Knoten, die in zerstörende Ulzera übergehen und meist nach 3-6 Monaten abheilen, generalisertes 2. Stadium, nach Latenz von ½-10 Jahren 3. Stadium mit destruktiven nekroischen Läsion an Haut- und Knochensystem.
• Pinta (Treponema carateum): Hauterkrankung, immer wieder auftretende, disseminierte, hyperpigmentierte Läsionen vorwiegend an Armen und Beinen, die narbig verheilen. Generalisierung möglich, keine Spätstadien
• Bejel (Endemische Syphilis, Treponema pallidum endemicum): Ulzeration im oralen Bereich, Papillome
• Syphilis (Treponema pallidum): Eintritt durch die intakte Haut (Vulva, Zervix, Glans penis).
  • 1. Stadium: festes induriertes Ulcus, schmerzlos (!) spontan abheilend. Schwellung regionaler Lymphknoten. Ggf. Kondylome (Condyloma lata), die hochinfektiös sind.
  • 2. Stadium: generelles Ekzanthem und Lymphadenopathie, nach einer asymptomatischen Zwischenperiode (~ 1 Jahr). Auf dunkler Haut sind Effloreszenzen bei sekundärer Syphilis schwer zu erkennen.
  • 3. Stadium: kardiovaskuläre und neurologische Folgen, Befall aller Organsysteme möglich
  • Congenitale Syphilis (Fetopathie): Knochen- und Zahndeformationen, ZNS-Symptomatik, Hepatosplenomegalie, Schleimhautläsionen u.a.

Diagnostik:

• Abstrich vom Wundgrund: Dunkelfeld-Mikroskopie, Serologie: TPHA, Immunofluoreszenz, RPR-Card-Test
• Ausschluß-Diagnostik schwierig. Bei Immunsuppression (HIV-Infektion) und ggf. während der Inkubationsperiode: falsch negative Serologie möglich.
• Konsequenz: im Zweifel so behandeln, als ob ein e Syphilis vorliegen würde.

Differentialdiagnose:

• Ulzerationen oder Hauterkrankungen anderer Genese.
• Labor: bei pos. TPHA ggf. Borreliose

Therapie:

• Penicillin über mindestens drei Wochen
• Alternativ (z.B. zur Behandlung einer gleichzeitig vorliegenden Chlamydieninfektion): Doxycyclin oder Azithromycin

Prophylaxe:

• Hygienemaßnahmen insbesondere beim Umgang mit Spritzen.
• Screening von Blut- und Blutprodukten.
• Vermeidung von Drogenkonsum (insbesondere Partydrogen, Kokain, iv-Drogen u.ä.).
• Vermeidung von ungeschützten Haut- oder Sexualkontakten

Gesetzliche Regelungen:

• Nach §7, Abs.1 IfSG besteht Meldepflicht für den direkten oder indirekten Erregernachweis bei Treponema pallidum. Nach §12, Abs.1 IfSG besteht Meldepflicht an die zuständige oberste Landesgesundheitsbehörde und an das RKI.

Weitere Artikel:

• Kondom-Qualität

HEF, MG, 27.01.2023