Fachinformationen - Ciguatera


Ciguatera-Vergiftung

Gelegentlich können Fischmahlzeiten zum Teil langwierige Vergiftungserscheinungen nach sich ziehen. Die Ciguatera- Erkrankung ist eine Vergiftung durch einen natürlich vorkommenden Giftstoff (Toxin), der beim Verzehr von Fisch aufgenommen werden kann. Dieses Nervengift stammt von dem Dinoflagellaten Gambierdiscus toxicus, der an den Algen von Korallenriffen beheimatet ist. Der Dinoflagellat wird zusammen mit den Algen von pflanzenfressenden Fischen aufgenommen und kann in Raubfische gelangen, wenn diese kontaminierte Fische fressen. Dadurch reichern sich die Toxine in der Nahrungskette an.

Verbreitung: Innerhalb der tropischen Regionen der Karibik, Indischem Ozean und Pazifik, z.T. auch in subtropischen Gebieten  (Florida, Hawaii).  Das betroffene Gebiet erstreckt sich etwa zwischen 35° nördlicher und südlicher Breite beiderseits des Äquators. Dies beinhaltet die tropischen Regionen allerdings ist das Auftreten oft lokal eng begrenzt. Große Raubfische sind besonders stark kontaminiert.

Krankheitsbild: Die Krankheitserscheinungen setzen innerhalb weniger Stunden nach Verzehr von Ciguatoxin-haltigem Fisch ein. Typischerweise beginnen die Beschwerden mit Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Es kommen jedoch auch Fälle ohne Magen-Darm Beschwerden vor. Sensibilitätsstörungen sind oft die ersten Symptome. Andere Erscheinungsbilder wie Muskelkrämpfe, Juckreiz, Schwitzen und Schwächegefühl treten oft erst einige Zeit später auf. Als typisches Zeichen einer Ciguateravergiftung wird eine Umkehr der Warm-Kalt-Wahrnehmung beschrieben, obwohl sie nicht bei allen Patienten beobachtet wird. Die betroffenen Patienten geben dabei an, bei einem Kältereiz ein Gefühl von Hitze oder brennende, Elektroschock- ähnliche Schmerzen zu verspüren. Herz- und Kreislaufreaktionen treten in etwa 15% der Ciguatera Patienten auf. Todesfälle, hervorgerufen durch Kreislauf- oder Atemversagen sowie Herzrhythmusstörungen, kommen vor. Tödliche Ausgänge werden besonders nach Genuss der am stärksten toxinbelasteten Teile der Fische (z.B. Leber, sonstige innere Organe und Rogen) beobachtet. Die Symptome einzelner Personen können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, auch wenn diese auf dieselbe Nahrungsquelle zurückzuführen sind.

Die Beschwerden des Magen- Darm- Traktes verschwinden normalerweise nach 24 bis 36 Stunden. Die neurologischen Symptome können dagegen über mehrere Wochen, in Extremfällen sogar Monate bis Jahre andauern. 

Diagnose: Da es keinen verlässlichen diagnostischen Test für Ciguatera beim Menschen gibt, kann die Diagnose nur aufgrund des klinischen Erscheinungsbildes gestellt werden.

Behandlung: Die Behandlung ist symptomatisch und sollte durch einen Arzt, in der Regel unter neurologischer Kontrolle erfolgen. Die erste und wichtigste Maßnahme bei akuten Vergiftungserscheinungen sind Ersatz von Flüssigkeit und Salzen. In der Literatur werden Infusionen von Manitol innerhalb der ersten 48 Stunden nach Auftreten der Symptomatik als wirksam beschrieben. Diese sollte jedoch erst nach Ersatz der Flüssigkeitsverluste erfolgen oder parallel dazu. Wenige Fälle von Patienten mit chronischen Symptomen sind beschrieben, die ebenfalls erfolgreich mit Mannitol behandelt werden konnten. Antidepressiva wie Amitriptylin scheinen im Falle einer chronischen Ciguatera zur Besserung beizutragen. Insgesamt existieren nur wenige Studien, in denen die Therapieoptionen der Ciguatera systematisch untersucht wurden. Ein Teil der betroffenen Patienten entwickelt eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln (jegliche Fischarten, Alkohol, z.T. Koffein und Nüsse). Diese können die Beschwerden verstärken oder zu Rückfällen führen und sollten entsprechend für 3 bis 6 Monate nach der Erkrankung gemieden werden.

Vorbeugung: Der Fisch wird durch das Toxin in seinem Aussehen, Geschmack und Geruch nicht verändert, daher besteht keine Möglichkeit, ciguateravergiftete Fische zu identifizieren.

Deshalb sollten folgende Regeln beachtet werden:

Eine Toleranz entwickelt sich nach vorausgegangener Vergiftung nicht, im Gegenteil: Die Beschwerden scheinen sich durch Ansammlung der Toxine eher zu verschlimmern.

Literatur:

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RMZ, 05.04.2023



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