Reiseinformationen - Umwelt in Entwicklungsländern


Giftige Umwelt

Frankfurt 1970:

Zehntausend Fische erstickten im öligen Main.
Kein Grund für die Bürger der Stadt zu erschrecken.
Die Strömung ist günstig.
Sie treibt das Heer der silbrigen Leichen, der Fliegen geschmückten
rasch an den Quais vorbei.
Der Wind verweht den Geruch, ehe er die verletzlichen Sinne erreicht.
Alles ist aufs Beste geordnet.

Horst Kasper


Anderswo geht man weiterhin so lax mit der Umwelt um, wie wir es taten, solange wir noch nicht über genügend Wohlstand verfügten, um uns Sauberkeit leisten zu können. Ein Expertenkomitee der WHO schätzt, dass etwa ein Viertel der Krankheitsbelastungen der Weltbevölkerung auf Umweltfaktoren zurückzuführen sind. Erkrankungen von Kindern werden laut WHO zu 34% von Umweltfaktoren verursacht. Besonders relevant sind anorganische Stoffe wie Blei, Quecksilber, Arsen, Cadmium, Stäube unterschiedlicher Zusammensetzung, Asbest und organische Substanzen wie polychlorierte Biphenyle (PCB), Vinylchlorid oder DDT u.v.a.


Reisende, die sich auf den Urlaub freuen, werden nicht gerne mit dem Thema Umwelt belästigt:

Doch auf für Reisende rücken die Umweltprobleme näher:


Im Rahmen der Globalisierung werden immer mehr Menschen international tätig, oft auch in schwer belasteten Industrieregionen. Deshalb müssen z.B. Ingenieure, die im internationalen Auftrag im Ferghana-Tal (Usbekistan), in Linfen (China), Dserschinsk (Russland), Haina (Domenikanische Republik) oder Ranipet (Indien) arbeiten sollen, und klären müssen, ob der Firma das erhöhte Gesundheitsrisiko auch eine Gehaltzuschlag wert ist und ob die Familie während der Arbeit im Ausland lieber zu Hause bleibt.

Ein Giftmüllskandal in Abijan (Elfenbeinküste, 2006) zeigte ein anderes Problem auf: Industrieländer wissen häufig nicht wohin mit ihren Abfällen und Giften und Entwicklungsländer, bei denen Kontrollen oft fehlen oder umgangen werden können, bieten sich dann als bequeme Alternative an. Erhebliche Mengen der Umweltgifte, die bei industriellen Prozessen entstehen oder bei der Entsorgung anfallen, werden in Entwicklungsländer exportiert. 80% des weltweit jährlich anfallenden Elektronik-Mülls landen in Asien. Eine Verstärkung der Problematik ergibt sich hier durch die fehlenden technischen Vorraussetzungen, den Sondermüll fachgerecht zu entsorgen. Die Folgen sind sowohl Umweltschäden, als auch gravierende gesundheitliche Probleme in der Bevölkerung.

Naturkatastrophen können Umweltprobleme durch das Aufwirbeln von Giftstoffen verschlimmern. Beispiele sind dafür Samalia wo eine Tsunami-Flutwelle illegal versenkten Giftmüll in Wohngebiete spülte, New Orleans, das nach einem Hurrican in einer giftige Brühe versank oder Pakistans Kaschmir, bei dem nach einem Erdbeben die ohnehin schlechte Müll- und Abwasserversorgung völlig zusammenbrach. Giftige Chemikalien befinden sich auch in vielen Alltagsgegenständen, wie z.B. in Sportartikeln, Teppichböden oder Computern.

In Entwicklungsländer häufig Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die polychlorierte Dioxine, DDT (2006 wieder zur Malariabekämpfung zugelassen), PCB (polychlorierte Biphenyle) und Furane enthalten können, die sich durch ihre Giftigkeit, Langlebigkeit und ihr Potential auszeichnen, sich in der Umwelt und Nahrungskette anzureichern (z.B. bei Küstenfischen, Haustieren oder tierischen Produkten u.v.a.). Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln werden in vielen Ländern mit ökonomisch niedrigem Standard laxer gehandhabt. Die Folgen sind Verunreinigungen von Früchten und Gemüse und Belastung von Böden und Abwasser.

Reisende sind natürlich weniger betroffen, weil sie z.B. kein arsenverseuchtes Wasser aus Schwengelpumpen trinken müssen wie mehr als siebzig Millionen Menschen in Indien und bangladesh, oder weil sie nicht Jahrzehnte auf den Ferieninseln Guadeloupe und Martinique bleiben, bis das Pflanzenschutzmittel Chlordécone im Trinkwasser auch bei Ihnen Krebs auslösen könnte.

Die schlechte Luftqualität in Ballungsräumen, wobei China‘s Städte z.Z. besonders berüchtigt sind, wirkt sich direkt aus durch Schwefelverbindungen, CO, Ozon und Feinstaub. Smog vom kalt-feuchten London-Typ enthält besonders viele gelöste Schwebstoffe, während beim heiß-trocknen Los Angeles-Typ die Ozonbelastung im Vordergrund steht. Diese Schadstoffe werden meist unmittelbar wahrgenommen, so dass die Großstadt oder Industrieregion vorzeitig verlassen werden kann.

Unbemerkt kann der Konsum "natürlicher" Arzneimittel für Kuren oder zur Gesundheitsförderung gefährlich werden, da diese in vielen Ländern schwermetall-, pestizidbelastet oder mit anderem verunreinigt sind.

Auch Reisende in ländliche oder bewaldete Regionen können mit Chemie in Berührung kommen:

Kinder

Kinder sind für Umweltschadstoffe besonders gefährdet, da sie mehr Schadstoffe abbekommen, diese schlechter verarbeiten und sich bei Ihnen im wachsenden Gehirn höhere Konzentrationen ansammeln:


Empfehlungen vor der Reise:

Empfehlungen nach der Reise:


Wo sind die Umweltprobleme besonders gravierend?

Informationen zur weltweiten Umweltsituation

 

RMZ, 08.10.2018



Drucken

Zur Website www.gesundes-reisen.de