Reiseinformationen - Medikamente: Ayurveda


Ayurveda

Reisenden, die im Urlaub Erholung suchen oder bei angeschlagener Gesundheit genesen wollen, wird in Südostasien eine Vielzahl von Kur- und Wellness-Programmen angeboten, die häufig auf dem alten Gesundheitssystem Ayurveda beruhen.

Geschichte
Die Ursprünge von Ayurveda reichen in Indien in eine Zeit vor über 5.000 Jahren zurück. In den Anfängen mischten sich schamanistische Heilungskonzepte mit der Anwendung von Kräutern und Substanzen. Die Grundpfeiler der ayurvedischen Literatur, die Charaka Samhita und Surutha Samhita, wurden vor etwa 2.000 Jahren verfasst. Das Wort Ayurveda setzt sich aus zwei Sanskrit-Wörtern zusammen: Ayu = Leben, Veda (oder Weda) = Wissen. Die Veden bilden die philosophische Grundlage des heutigen Hinduismus. Ayurveda bedeutet in diesem Denksystem "Wissen des Lebens" und umfasst Behandlungen und Anwendungen wie z.B. Kräutertherapien, Massagen oder Yoga-Übungen. Der Grundgedanke von Ayurveda zielt darauf ab, Körper, Geist und Seele in Einklang und harmonische Balance zu bringen.

Heutige Bedeutung von Ayurveda
Ayurveda stellt bis in die jüngste Zeit die reguläre medizinische Versorgung in Indien dar. Etwa 80% der Bevölkerung in Indien und Sri Lanka nutzen vergleichsweise preiswerte, ayurvedische Medikamente, die auch zunehmend in die USA und andere Länder exportiert werden.

Das Konzept von Ayurveda
Die ayurvedische Heillehre sieht den Körper als ein Mikrouniversum, in welchem sich die fünf Elmente Wasser (jala), Feuer (agni), Erde (prithvi), Luft (vayu) und Raum (akasha) verbinden.

Die Lehre von den Elementen, die ineinander übergehen, stammt von Akkmaion von Kroton (um 500 v.Chr.) und Empedokles (5. Jhh. v.Chr.). Ursprünglich waren es Luft, Erde, Wasser, Feuer und die "Quintessenz" als Übergang zwischen den Phasen. Spätere "westliche" Mediziner bauten auf diesem Grund ein ganz ähnliches System mit vier Flüssigkeiten (humor): Blut, Gelbe Galle, Schwarze Galle, Schleim, deren Gleichgewicht bei Krankheit gestört sein sollte (Hippokrates, Galen). In dieser Form (vier Elemente plus Übergang) verbreitete sich diese Denkrichtung bis nach Japan und in den tibetischen und mongolischen Buddhismus. In China wandelten sich die Elemente unter neo-daoistisch-alchemistischen Einfluss in "Erde, Metall, Wasser, Holz, Feuer", wobei der Phase Erde die Rolle des Phasenübergangs zukam.

Ayurveda ist also alten europäschen und auch asiatischen Heilsystemen sehr verwandt. 

Aus den fünf Elementen entstehen nach der ayurvedischen Lehre drei Energien: Vatta, Pitta und Kapha und unterschiedliche Energiezustände (Dosha), die sich in unterschiedlicher Weise auf die Funktionen des Körpers auswirken und spezifische Qualitäten beinhalten. Das Gleichgewicht zwischen den drei Doshas bestimme die Konstitution (prakriti) und die Widerstandskraft des jeweiligen Menschen gegenüber Krankheiten. Prakriti ist in der indischen Samkhya Philosophie die nicht erkennbare Ursubstanz, die mit purusha (Seelen) in Berührung gekommen sei und dadurch die Evolution ausgelöst habe. Purusha wieder von der Materie (prakriti) abzulösen ist das Ziel von Yoga (Sanskrit: Vereinigung der Energien), das sich in Hatha (Dehnungs- und Entspannungsübungen), Pranayama (Atemübungen) und Kundalini (tantrisch-meditative Form) aufspaltet. Yoga-Übungen sind oft Teil von Ayurveda-Anwendungen.

Die Energiezustände (Dosha) sollen, wie auch in der frühen europäischen und chinesischen Medizin, negativ beeinflusst werden, durch eine ungesunde Lebensweise, falsche Ernährung, körperliche oder psychische Anspannung oder ein unzureichender Schutz gegenüber Wetterverhältnissen, schädliche Substanzen und Mikroorganismen (d.h. Lebewesen, die nicht erkennbar sind).

Ayurvedischen Behandlungen und Anwendungen
Die wesentliche Wirkung von modernem Ayurveda ist ähnlich wie bei Wellness der Entspannungs- und Erholungseffekt: Sorgen werden gemindert und das Wohlbefinden gefördert. Eine positive Erwartungshaltung ("Hier werde ich gesund!") führt dann auch häufig zu einem guten Ergebnis, zumindest dann, wenn die angenehme und vertrauensvolle Atmosphäre stimmt.

Ferner strebt Ayurveda die Beseitigung von Fremdstoffen im Körper an, um so Krankheiten vorzubeugen. Bereits bestehende Krankheitszeichen sollen gelindert werden. Auch die europäische Medizin konzentrierte sich bis Ende des 19. Jahrhundert auf Blut- und Darmreinigungspraktiken, die der chinesischen Medizin fremd sind. Bis heute werden z.B. in Europa unter dem Namen F.X.Mayr-Kuren u.a. "Reinigungs- und Entschlackungspraktiken" durchgeführt, die aus der westlichen Tradition stammen, aber sich genauso wie im Ayurveda auf das Verdauungssystem konzentrieren, wie die "Reinigungskur Panchakarma". Dabei wird versucht, durch Fasten oder Diäten und Anwendung verschiedener Methoden Stoffwechselabbauprodukte, unverdaute Nahrungsbestandteile und Umweltgifte aus dem Körper zu schleusen. Ayurveda-Anwender können dazu ergänzend Yoga-Übungen durchführen (Dehnung, Atem, Meditation) und sich in der Sonne, im Wasser oder bei einer Massage mit heißem Öl entspannen.

Die Ernährung spielt in der ayurvedischen Heillehre eine große Rolle. Bei Ayurveda werden Kräuter, Pflanzenbestandteile, Öle, Gewürze aber auch metallische und mineralische Zubereitungen (Gold, Eisen) verabreicht.

Können mit Ayurveda Risiken verbunden sein?
Industrielle und auch "natürliche" Heilmittel, insbesondere solche, die in Südostasien hergestellt oder von dort importiert werden, können aus verschiedenen Gründen gefährlich sein:

In ayurvedischen Mitteln können Schwermetallverbindungen enthalten sein, die ggf. zu chronischen Erkrankungen führen. Traditionelle Zubereitungen nutzen zum Zerreiben der Kräuter Kessel, die Blei und andere Schwermetalle enthalten. Auch ins Ausland exportierte Ayurvedaprodukte können erheblich mit Schwermetallen belastet sein. Die Umwelt Indiens ist zudem in vielen Regionen stark mit Quecksilber, Blei oder Arsen belastet, so dass diese Giftstoffe auch von Heilkräutern aufgenommen werden. Bei Routineuntersuchungen in Europa überschreiten die Schwermetallbelastungen importierter Pflanzenpräparate aus Südostasien die zulässige Höchstgrenze oft um das Tausendfache.

Der Heilkräuteranbau findet meist in ländlichen Gegenden auf kleinen Bauernhöfen statt. Bis die Heilkräuter vom Feld in den Handel gelangen, durchqueren sie zahlreiche Zwischenstationen, die eine einheitliche Qualitätskontrolle erschweren. Um einen möglichst großen Gewinn mit diesem Anbau zu erwirtschaften, verwenden die Bauern oft die billigsten und zugleich giftigsten Pflanzenschutzmittel, die sie auf dem Markt finden.

Bleibelastungen bei Schwangeren in den USA

Im Zeitraum von 2011-2012 brachte das New York City Department of Health and Mental Hygiene (DOHMH) sechs Fälle von Bleivergiftung mit der oralen Einnahme von zehn ayurvedischen Medikamenten aus Indien in Verbindung.

Bei den Betroffenen handelte es sich ausschließlich um im Ausland geborene schwangere Frauen, bei denen im Rahmen einer routinemäßigen Schwangerschaftsvorsorge erhöhte Bleikonzentrationen festgestellt wurden. Die Einnahme solcher durch Schwermetalle belasteter Mittel gefährdet das ungeborene Kind und die Mutter in hohem Maße. Folgen können zum Beispiel bei der Mutter ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt und beim Kind Entwicklungsstörungen sowie geringes Geburtsgewicht sein.


Gibt es bei Ayurveda Qualitätsstandards?
Jeder, der ayurvedische Heilmittel oder Kräuter der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) anwenden möchte, sollte möglichst nur auf Rückstände geprüfte Mittel zu sich nehmen und sich vorher ausreichend über die Zusammensetzung der Mittel informieren. Wenn dies nicht möglich ist, sollten solche Mittel im Zweifel nicht angewandt werden.

Potenzielle Ayurvedapatienten sollten sich deswegen bei Inanspruchnahme von ayurvedischen Anwendungen sehr genau informieren, inwieweit der Ayurveda-Arzt qualifiziert ist, diese Behandlungen durchzuführen. Allerdings gibt es keine nationalen Standards für eine Ausbildung zum Ayurveda-Arzt.

Qualifizierte Ärzte, die in Europa Ayurveda und TCM Medikamente anwenden, beziehen ihre Produkte von spezialisierten Großapotheken, die systematische Rückstandskontrollen vorweisen. Gute Ärzte informieren ihre Patienten gern zu Fragen der Behandlungsqualität.

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Publikationen:

Web-Seiten

 

HEF, MG, 10.10.2018



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