Reiseinformationen - Pneumokokkenimpfung


Pneumokokken-Impfung bei Erwachsenen: Nutzenanalyse

Pneumokokken sind wichtige Erreger der bakteriellen Lungenentzündung. Auch Mittelohrentzündungen oder Hirnhautentzündungen können durch Pneumokokken verursacht werden. Das Risiko an einer Pneumokokkeninfektion zu erkranken, ist nicht auf den Aufenthalt in bestimmten Ländern beschränkt. Als Risikogruppen gelten vor allem Personen mit bestimmten Grunderkrankungen und/oder Abwehrschwäche (z. B. bei fehlender Milz, HIV-Infektion, Krebsleiden). Vor allem eine funktionsfähige Milz ist von Bedeutung, da Pneumokokken und andere bekapselte Bakterien durch die Milzpulpa aus dem Blut gefiltert werden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO), die in Deutschland für die Erarbeitung der Impfleitlinien verantwortlich ist, empfiehlt eine Impfung gegen Pneumokokken inzwischen nicht nur für chronisch kranke Personen, sondern generell für alle Personen ab 60 Jahren. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass vor allem Ältere, insbesondere in Phasen vorübergehender oder dauerhafter Bettlägerigkeit, ein erhöhtes Risiko haben, an einer Lungenentzündung zu erkranken und zu versterben. Für Personen mit bestehender Immunschwäche sowie für Patienten mit anatomischen und fremdkörperassoziierten Risikofaktoren wird inzwischen ein sequenzielles Impfschema unter Verwendung eines konjugierten 13-valenten, gefolgt von der Gabe einer konventionellen 23-valenten Pneumokokkenimpfstoffs empfohlen (Siehe STIKO 2018). Dennoch bleibt die Frage nach der klinischen Effektivität der (konventionellen) Pneumokokken-Impfung. 


Eine 1999 von Hutchison und Kollegen durchgeführte Meta-Analyse (zusammenfassende Analyse früherer Untersuchungen) von 13 unterschiedlichen Studien und mehr als 65.000 Personen, überwiegend Patienten mit chronischer Lungenerkrankung und Ältere, kam zu dem Ergebnis, dass das Risiko an einer schweren Pneumokokkeninfektion zu erkranken, durch die Impfung um (73-) 83% verringert werden kann. Da die einzelnen untersuchten Studien sich in Umfang und Qualität stark voneinander unterschieden, ist die von Hutchison vertretene Einschätzung über den Nutzen der Pneumokokken-Impfung nicht unumstritten geblieben. In neueren Meta-Analysen, in denen mehrere Studien relativ hoher Qualität zusammengefasst wurden, ergaben sich bei chronisch Lungenkranken zwar Hinweise auf einen Schutz vor Pneumokokken-Infektion, jedoch ohne statistische Signifikanz. Keinerlei positiver Effekt ließ sich im Hinblick auf die Gesamtsterblichkeit sowie im Hinblick auf die Sterblichkeit durch Herz- und Lungenkrankheiten nachweisen. (Granger 2007, Walters 2010).
In den neuesten Richtlinien der STIKO wird die Pneumokokken-Impfung weiterhin für Personen ab 60 Jahre empfohlen; die Wiederholungsimpfung nach fünf Jahren sollte bei Patienten mit Immundefekten oder chronischen Nierenfunktionsstörungen erwogen werden. Eine generelle (routinemäßige) Auffrischimpfung erscheint u.a. auch wegen der recht häufig beobachteten lokalen Impfreaktionen nicht mehr geboten (STIKO 2017).

Link:


Literatur:

 

 

MG, SH, 29.09.2023



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