Medikamente
Bildquelle: Jäger
Malaria ist eine gefährliche aber behandelbare Erkrankung. Sie wird durch Einzeller verursacht, die durch nachtaktive Mücken übertragen werden. Infektionsrisiken steigen in Regenzeiten an und sind je nach Landesregion und Reisesituation sehr unterschiedlich. Im Landesinneren besteht vor allem bei Übernachtungen ein deutlich höheres Malariarisiko als an der Küste.
Die wichtigste Schutzmaßnahme ist die Mückenabwehr (hautbedeckende, helle Kleidung, Moskitonetz, Insektenabwehrmittel) insb. abends und nachts. Bei Fieber (auch nach der Reise) sollte immer ärztlicher Rat gesucht werden! Bei Aufenthalten über sieben Tage in Risikogebieten und nicht gesicherter Arzneimittelversorgung kann die Mitnahme eines Medikamentes zur notfallmäßigen Behandlung ("Stand-by") sinnvoll sein. Notfallmäßige Selbstbehandlung nur, wenn ärztliche Hilfe innerhalb von 24 Stunden nicht gewährleistet ist. Malaria-Schnelltests empfehlen wir nicht. Jedes mögliche Testergebnis erfordert ärztlichen Rat. Nach Beginn der Selbstbehandlung sollte eine ärztliche Kontrolle erfolgen! Die vorbeugende Einnahme eines Malariamedikamentes (Prophylaxe) sollte bei sehr hohem Übertragungsrisiko erfolgen. Malariamedikamente müssen von einem Arzt unter Berücksichtigung Ihres Gesundheitszustandes verschrieben werden. Zur Vorbeugung geeignet sind die Wirkstoffe Mefloquin (Lariam®), Atovaquon/Proguanil (Malarone®), Doxycyclin, ggf. auch Chloroquin (Resochin®). Zur Notfallbehandlung eignen sich Lariam®, Malarone® oder Riamet®. Zur besseren Verträglichkeit sollten alle Medikamente mit viel Flüssigkeit zu einer Mahlzeit eingenommen werden.
Mefloquin (Lariam®): Zur Behandlung und/oder Vorbeugung bei hohem Risiko für Malaria tropica. Häufige Nebenwirkungen: Stimmungsschwankungen, Verdauungsstörungen. Seltene Nebenwirkungen: psychotische Zeichen, Krampfanfälle, allergische Hautreaktionen. Störung räumlicher Orientierung, Aufmerksamkeit und Feinmotorik. Bei vorbeugender Einnahme: zwei bis drei Wochen vor Abreise beginnen, wenn die Verträglichkeit getestet werden soll (ggf. dann noch Wechsel zu Alternativmedikament), und allgemein sieben Tage vor Abreise eine Tablette/Woche sowie während des Aufenthalts bis einschließlich vier Wochen nach der Rückkehr. Bei einem Körpergewicht ab 90 kg sind 1,5 Tabletten/Woche als Prophylaxe empfohlen, ab 120 kg KG sind zwei Tabletten pro Woche nötig. Gegenanzeigen: Epilepsie, schwere Lebererkrankungen, psychiatrische Erkrankungen, Leitungsstörungen im EKG. Wechselwirkungen sind mit zahlreichen Medikamenten möglich (z.B. orale Antidiabetika, orale Antikoagulantien). Hinweis der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG):
Atovaquon/Proguanil (Malarone ®): Zur Behandlung und/oder Vorbeugung bei hohem Risiko für Malaria tropica. Bei vorbeugender Einnahme: 24 Stunden vor Einreise in das Malariagebiet und weiterhin eine Tablette pro Tag bis sieben Tage nach Verlassen des Gebietes (eine Packung = 12 Tablette = vier Tage Aufenthalt. Allerdings ist das Medikament in Deutschland nur für maximal 28 Tage Aufenthalt zugelassen, entspricht drei Packungen). Malarone Junior® ist zur Behandlung bei Kindern von 5-11 kg und zur Vorbeugung bei Kindern von 11-40 kg zugelassen. Gegenanzeigen: schwere Lebererkrankungen, Nierenfunktionsstörungen, Schwangerschaft und Stillzeit. Wechselwirkungen: Metoclopramid (Mittel gegen Übelkeit, Reisekrankheit), Paracetamol (häufig verwendetes fiebersenkendes Mittel), Tetracyclin, Rifampicin, Rifabutin (Antibiotikum) und Indinavir (Crixivan). Nebenwirkungen: Übelkeit, Verdauungsstörungen und Kopfschmerzen sind möglich. Auch neurologische Nebenwirkungen wie ungewöhnliche Träume, Angstgefühle und Stimmungsveränderungen wurden beschrieben. Bisherige Untersuchungen zeigten eine geringere Häufigkeit neuropsychiatrischer Nebenwirkungen unter Malarone als unter Lariam.
Doxycyclin: Ein Antibiotikum zur vorbeugenden Einnahme bei hohem Malariarisiko. Ist in Deutschland nicht zur Malariavorbeugung zugelassen, wird aber von den Fachgesellschaften aufgrund der gut dokumentierten Erfahrungen in Endemiegebieten empfohlen. Die Verträglichkeit von Doxycylin-Monohydrat-(H2O) ist besser als bei der Einnahme von Doxycyclin-Hyclat- (HCL). Nebenwirkungen: Beeinträchtigung der natürlichen Keimbesiedlung des Körpers (z.B. Pilzbesiedelung der Scheide, im Darm), in 1-5% Durchfälle, erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut (sog. "Phototoxizität"). Frauen mit Übergewicht leiden in seltenen Fällen unter erhöhtem Hirndruck mit Augenhintergrundveränderungen. Bei anhaltenden Kopfschmerzen und Augenflimmern müssen Sie das Medikament sofort absetzen. Gegenanzeigen: Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder unter acht Jahren, eingeschränkte Nieren- und Leberfunktion, Speiseröhren- oder Magenschleimhauterkrankungen. Wechselwirkungen mit vielen Medikamenten und Alkohol. Außerdem vermindern Milch und Milchprodukte die Aufnahme im Darm. Dosierung bei Erwachsenen eine Tablette (100 mg) täglich, ab einem Tag vor Einreise ins Malariagebiet bis vier Wochen nach der Rückkehr.
Chloroquin (Resochin®, Weimerquin®): Resistenzen der Malariaerreger gegen Chloroquin schränken die Wirkung in Vorbeugung und Therapie ein. Häufige Nebenwirkungen: Magen-, Darm- und Schlafstörungen. Die Reaktionszeit kann eingeschränkt sein. Augenschäden sind bei Chloroquin sehr selten (frühestens nach fünfjähriger Einnahme zur Vorbeugung). Gegenanzeigen: vorbestehende Netzhauterkrankung (Retinopathie), Gesichtsfeldeinschränkung, Myasthenia gravis, Psoriasis, "hepatische Porphyrie", G-6-PD-Mangel, schwere Leber- und Nierenerkrankungen. Wechselwirkungen mit zahlreichen Medikamenten sind möglich.
Artemether/Lumefantrin (Riamet®): Zugelassen nur zur Behandlung einer akuten, unkomplizierten Malaria. Mögliche Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Magen-Darm-Störungen, Hörstörungen. Gegenanzeigen: schwere Einschränkung der Leber- oder Nierenfunktion, Herzerkrankungen. Wechselwirkungen sind mit vielen Medikamenten möglich.
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RMZ, 14.08.2018