Reiseinformationen - Tollwutimpfung
Tollwut
Die Tollwut ist in weiten Teilen Mittel- und Westeuropas erfolgreich eingedämmt worden. Einige Länder wie Großbritannien, Australien und Neuseeland gelten sogar als völlig frei von Landtiertollwut und 2009 sind in Westeuropa keine Tollwutfälle mehr vorgekommen. Weltweit ist die Erkrankung jedoch noch weit verbreitet und eine der wenigen Infektionskrankheiten deren Sterblichkeitsrate bei praktisch 100 Prozent liegt.
Impfung
- Durch vorbeugende Impfung mit modernen Zellkulturimpfstoffen (an den Tagen 0, 7, 21; eine Verlängerung der Impfabstände ist möglich) wird eine Erkrankung nach Biss sicher verhindert. Bei besonderem Risiko oder im Falle von Immunschwäche kann der Impferfolg mittels einer Antikörperuntersuchung überprüft werden.
- Auch eine rasche nachträgliche Versorgung Ungeimpfter nach Tierbiss mit Zellkulturimpfstoffen und Tollwuthyperimmunglobulin (hochkonzentrierten menschliche Antikörper gegen das Tollwutvirus) bietet noch einen guten Schutz vor Erkrankung. Diese nachträgliche Tollwutimmunisierung beinhaltet die Gabe von 5 einzelnen Impfungen mit Gewebekulturimpfstoff an den Tagen 0,3,7,14, 28. In den USA wird derzeit ein Impfschema an den Tagen 0, 3, 7, 14 als ausreichend angesehen. International hat sich dieses Impfschema jedoch noch nicht durchgesetzt. Nach dem verdächtigen Tierkontakt sollte nach Reinigung der Wunde mit Seife so bald wie möglich mit der nachträglichen (postexpositionellen) Immunisierung begonnen werden. Am Tag der ersten aktiven Impfung (Tag 0) wird zusätzlich Tollwuthyperimmunglobulin (Serum) verabreicht. Diese Serumgabe erfolgt u.a. direkt hinein in die Bissstelle.
- Für vollständig geimpfte Personen ist nach verdächtigen Tierbissen die Gabe von Tollwutserum nicht angezeigt.
- Bei ungeimpften Bissopfern wäre der Verzicht auf Tollwutserum ein schwerer ärztlicher Kunstfehler.
- Ob für Personen mit sehr lange zurückliegender Grundimmunisierung im Falle einer Bissverletzung die üblicherweise empfohlene aktive Auffrischimpfung (Tag 0 und 3) (ohne zusätzliche Serumgabe) ausreicht, wurde inzwischen neu untersucht.
- Impfschutz: Zehn Tage nach der dritten Dosis; Impfschutz für drei bis fünf Jahre nach der vierten Dosis; bei Immungeschwächten oder Laborpersonal Antikörper bestimmen.
- Hinweise: Kontakte mit Säugetieren können leicht unangenehme oder sogar gefährliche Folgen haben. Vor allem bei mitreisenden Kindern sollte Sorge dafür getragen werden, dass Tierkontakte vermieden werden. Bei Kindern ist es sinnvoll, darauf hinzuwirken, dass sie im Urlaubsland von sich aus einen Bogen um Tiere machen, jedoch auch nicht aus Angst vor Vorwürfen, verschweigen, wenn sie tatsächlich von einem Tier "gezwickt" wurden.
Nach einem Biss durch ein tollwutverdächtiges Tier muss eine sofortige Wundreinigung erfolgen und trotz vorheriger Grundimmunisierung noch zweimal (am Tag des Bisses und drei Tage später) mit Aktiv-Impfstoff nachgeimpft werden. Durch die Impfung vor der Reise entfällt die Gabe eines (aus Spenderblut im Reiseland hergestellten) Immunglobulins, das unter Umständen nur mit einiger zeitlicher Verzögerung oder auch gar nicht zu bekommen ist. In touristischen Hochburgen stehen in der Regel (hoffentlich richtig gelagerte) moderne Zellkulturimpfstoffe zur Verfügung. Die Versorgung mit Tollwutserum ist jedoch selbst hier meist fraglich. Im Rahmen der Wundversorgung kann auch überprüft werden, ob eine Tetanusimpfung nötig ist. Im manchem tropischen Reiseland muss damit gerechnet werden, dass Ärzte vor Ort das Thema Tollwut massiv bagatellisieren. Patienten werden zum Teil mit Aussagen konfrontiert wie "Bei uns gibt es keine Tollwut", "Halb so schlimm, Sie sind ja durch die Kleidung gebissen worden", "Ist ja nur ein Kratzer", "Europäische Ärzte übertreiben das Thema" etc. Bei Biss- oder Kratzverletzungen oder nachdem verletzte Haut von einem Tier beleckt wurde, ist es stets sinnvoll, sich mit den Ärzten Ihrer Auslandskrankenversicherung in Verbindung zu setzen. - Impfabstände: Abstände zwischen anderen Impfungen brauchen nicht eingehalten werden.
- Alter: Ab dem zweiten Lebensjahr; keine Altersbeschränkung im Verdachtsfall.
- Lokal- und Allgemeinreaktionen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Häufig (ein bis zehn Prozent) kommt es innerhalb von ein bis drei Tagen an der Impfstelle zu Rötung, Schmerzhaftigkeit und Schwellung, gelegentlich mit Beteiligung der zugehörigen Lymphknoten. Innerhalb von ein bis drei Tagen kann es auch zu Allgemeinsymptomen wie Temperaturerhöhung, grippeähnlicher Symptomatik (Frösteln, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Kreislaufbeschwerden) oder Magen-Darm-Beschwerden (Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall) kommen. Auch Gelenkbeschwerden werden berichtet. In der Regel sind diese Lokal- und Allgemeinreaktionen vorübergehender Natur und klingen rasch und folgenlos wieder ab.
- Komplikationen: Selten sind Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z.B. Hautausschlag, Juckreiz, Fieber (eher nach Auffrischungsimpfung). Allergische Reaktionen (meist auf im Impfstoff enthaltene Begleitstoffe wie Gelatine oder Antibiotika) sind sehr selten. Einzelfälle von allergischen Sofortreaktionen (anaphylaktischer Schock) wurden berichtet.
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MG, 18.10.2018