Reiseinformationen - Organisiertes Reisen


Einführung

Reisen ist ein guter Weg, um das körperliche und seelische Wohlbefinden zu steigern. Bei Gruppen kommt der Reiz des Austausches mit anderen Menschen hinzu, in einem ruhigen und gesichterten Organisationsablauf, der Risiken weitgehend ausschließt. Erlebnisse und Eindrücke können mit anderen Menschen geteilt werden, und die Welt schrumpft nicht auf das Display des Kamerasuchers. Alltagsprobleme lösen sich in der Gruppe meist wie von selbst. Allerdings müssen sich Mann oder Frau anpassen, Kompromisse mit den Interessen anderer schließen, oder auch ihren eigenen Standpunkt vertreten und sich notfalls durchsetzen. All dies in einer hoffentlich angenehmen, aber doch fremden Umgebung und in einem ganz neuen Rahmen. Damit die Anpassung an die Gruppe nicht zu körperlicher oder seelischer Überforderung führt, hier einige Tipps und Empfehlungen.

Vorbereitung

Urlauber mit Vorerkrankungen können Risikofaktoren deutlich verringern oder ganz ausschalten, wenn sie ihre Reise gut vorbereiten. Die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit sowie die eigenen Erwartungen an die Reise sollten bereits im Vorfeld realistisch eingeschätzt werden. Nur so lassen sich Frustrationen und Überforderungen vermeiden, vor allem das unangenehme Gefühl, nicht mit der Gruppe mithalten zu können. Daher kann durchaus auch einmal ein Belastungs-EKG vor der Reise sinnvoll sein. Die beratende Vorbereitung sollte den allgemeinen Umgang mit möglichen Grunderkrankungen während der Reise, aber auch das Verhalten im Reiseland bei möglichen (akuten) Verschlechterungen der Grundleiden beinhalten. Dies beinhaltet auch, dass Medikamente, die während der Reise gebraucht werden, in ausreichender Menge mitgeführt werden, incl. eventuell erforderlicher Präparate.

Spezialangebote mit medizinischer Betreuung

Besonders Reisende mit bestehenden Grunderkrankungen können erhöhte Risiken durch gute Vorbereitung und Planung minimieren. Zahlreiche Reiseveranstalter bieten eine medizinische Betreuung am Reiseziel an. Dies kann auch Reisen in Begleitung eines Arztes beinhalten. Idealerweise sollte er bereits von Deutschland aus mitreisen und die Gruppe erst nach der Rückkehr am Heimatflughafen wieder verlassen. Über die Gewährleistung mitreisenden medizinischen Personals hinaus sollte der Reiseveranstalter im Idealfall auch die medizinischen Versorgungsmöglichkeiten vor Ort geprüft haben. Dies gilt beispielsweise für die Verfügbarkeit und Qualität von Krankenhäusern und Apotheken. Angebote, in denen die Hotels individuelle Diätwünsche der Reisenden berücksichtigen sowie evtl. zusätzlich Ernährungsberatung oder Kurse für gesundes Kochen anbieten, sollten bevorzugt werden. Gesundheitsbewusste Reiseanbieter werden auch während der Anreise sowie während der Rundreisen und Ausflüge für längere Erholungspausen sorgen und auch durch häufiges Umsteigen bedingte Belastungen vermeiden. Nicht nur das medizinische Personal, sondern auch die Reiseleitung sollte deutschsprachig sein und Erfahrungen im Umgang mit chronisch Kranken besitzen.

Vorteile eines mitreisenden Arztes

Der mitreisende Arzt kann,

Einschränkungen hinsichtlich mitreisender Ärzte

Fast alle ärztlichen Maßnahmen erfordern medizinische Ausrüstung, Material, Medikamente und/oder Geräte. Sind diese nicht vorhanden, so sind auch die Handlungsmöglichkeiten des Arztes begrenzt. Auch ist zu berücksichtigen, dass Ärzte häufig nur eingeschränkte praktische Erfahrung in der Pflege von Patienten besitzen (i.d.R. 2 Monate Krankenpflegepraktikum zu Beginn des Studiums). Im Falle besonders pflegeintensiver Patienten können – solange es nicht zu einer akuten Verschlechterung des Krankheitsbildes kommt - mitreisende Krankenschwestern oder -pfleger oft von größerem praktischen Nutzen sein als ein betreuender Arzt. 

Gruppendruck

Einen besonderer Aspekt bei Gruppenreisen stellt der Gruppendruck dar.

Die kritische, innere Stimme ist schnell vergessen, wenn es darum geht, mit den anderen mitzuhalten:

In der Gruppe löst sich selbstbestimmtes Denken auf in ein scheinbares Gefühl der Sicherheit in der Gemeinschaft. Das Interesse anerkannt und beliebt in der Gruppe mitzuschwimmen erhält mehr Gewicht als eigene Überlegungen, die leicht als querulantisch mißverstanden werden könnten. Das kann trügen und auch den eigenen Interessen direkt entgegenlaufen, bei Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene, Sexualverhalten, Umgang mit Tieren, Straßenverkehr, Sport oder Genußmittelkonsum.

Manchmal entwickelt sich im Endergebnis ein Gruppenverhalten, dass niemand gewollt hat. Im Management ist dieses Phänomen bekannt als das Abilene-Paradox. Niemand einer kleinen Gruppe von Freunden wollte in der Langeweile eines Sommernachmittages  in die öde Stadt Abilene fahren, und doch fanden sie sich schließlich dort alle wieder, und ärgerten sich anschließend über die dort in stickiger Stadtluft vertane Zeit.

 

Bildquelle: Werner Schönherr

Reisestil und Flow

Erholung ist am sichersten, wenn Über- wie Unterforderung gleichermaßen gemieden werden, sowohl im Hinblick auf den Körper wie hinsichtlich des Geistes (Verstand+Seelenleben). Wird diese Balance erreicht, so entsteht das, was Psychologen und Sportmediziner als „Flow“ bezeichnen: das Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit, in der Zeit, Raum und Ziele aufgehoben zu sein scheinen. Man ist intensiv und aufmerksam aber ohne Anstrengung bei der Sache, ohne Stress oder Zwang zu empfinden. Die Neurobiologen sehen diesen Zustand als Gleichgewicht zwischen der Aktivität der Großhirnrinde und des limbischen Systems, über das Emotionen vermittelt werden. Neben geistigen und emotionalen Prozessen finden sich auch körperliche Zeichen, wenn sich jemand im Flow befindet. Die „Herzratenvariabilität“, also eine flexible Koordination der Abstände zwischen den Herzschlägen und die Beeinflussung des Herzschlags über die Atmung nimmt im Flow zu. Um ein häufiges Erreichen des Flow-Zustands möglich zu machen, ist es sinnvoll bereits vor der Reise zu prüfen, wie eine richtige Balance (ohne Über- und Unterforderung) in körperlicher und geistiger Beanspruchung erreicht werden kann. Reisen mit starker Zeitverschiebung führen zum Jetlag, der damit verbundene Stress erschwert das Abgleiten in den Flow-Zustand. Gemeinsame Interessen mit den anderen Gruppenmitgliedern sind hingegen eine gute Voraussetzung dafür, dass während der Reise keine Langeweile oder Monotonie aufkommt. Wenn dann auch noch das Leistungsvermögen der einzelnen Reisenden nicht zu stark voneinander abweicht sind „Flow-Erlebnisse“ beinahe schon vorprogrammiert. Unterstützt werden sollte dies jedoch durch eine professionelle Reiseleitung, die den Bedürfnissen der Gruppe angepasste Anregungen für geistige (incl. emotionale) Bedürfnisse und körperliche Aktivitäten liefert.

Fazit

Gruppenreisen stellen höhere Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit und geistige Flexibilität als ein Pauschalurlaub. Jedoch bieten Gruppenreisen bei sorgfältiger Planung und Vorbereitung oft die größeren Chancen auf eine anregende und erholsame Zeit. Durch zahlreiche Reise-Angebote, die eine ärztliche/medizinische Betreuung und andere Gesundheitsleistungen umfassen, sind Gruppenreisen auch für chronisch Kranke verhältnismäßig einfach zu verwirklichen.

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MG, HEF, 14.09.2018



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