Fachinformationen - Chagas: Übertragung - Verbreitung


Chagas

Bildquelle: Denis Zimmer

Die Chagas- Erkrankung ist in Mittel- und Südamerika verbreitet und wird durch (vorwiegend nachtaktive) Raubwanzen (Vinchuca-Wanze) übertragen. Der Erreger (Trypanosoma cruzi) ist ein Einzeller, der sich im Blut vermehrt und mit den beweglichen Parasite der afrikanischen Schlafkrankheit verwandt ist.  Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch den Kot der Raubwanzen, den diese während oder nach einem Stich abgeben.

Aus ihrem natürlichem Lebensraum des Dschungels kommend, besiedeln Raubwanzen, die Trypanosomen übertragen, die Ritzen der Wänden von Lehmbehausungen. Chagas kommt daher in Lateinamerika bei Personen vor, die unter sehr  einfachen Bedingungen leben. Schätzungsweise acht Millionen Menschen sind von chronischen Verläufen der Erkrankung betroffen.

Die Krankheit verläuft mit akuten Phasen, die sich spontan zurückbilden, aber bei fehlender Behandlung von langfristigen Organschädigungen gefolgt werden. Viele infizierte Personen bleiben lange beschwerdefrei, so dass die Erkrankung nicht oder erst sehr spät nachgewiesen wird.

Neuerkrankungen mit der Chagas-Infektion sind nach intensiven Bekämpfungsmaßnahmen, bei denen einfache Behausungen mit Insektiziden besprüht werden, insgesamt seltender geworden. Doch seit 2009 wurden immer wieder Chagas-Ausbrüche im Zusammenhang mit kontaminierten Lebensmitteln u.a. aus Venezuela,Brasilien und Kolumbien gemeldet. Nach Angaben des brasilianischen Staatssekretariats für Gesundheit (SESPA), nimmt die Ausbreitung im Bundesstaat Pará, Brasilien wieder zu. Im Jahr 2011 wurden dort 141 Fälle registriert. Vom 1. Januar bis August 2012 waren es 35 Fälle (ProMED).

Weiterhin besteht der Verdacht, dass beim Trinken von Obstsäften oder eines traditionell zubereiteten Palmweines die Erreger übertragen werden.

Bildquelle: Denis Zimmer

Bei dem so genannten Bacabawein werden die Früchte der Palme Oenocarpus bacaba verarbeitet. Zwischen den traubenartigen Früchten können Wanzen stecken, die dann beim Herstellungsprozess mitverarbeitet werden. Auch frsich gepresste, nicht-alkoholische Fruchtsäfte können mit Parasiten verunreinigt sein. Der Erreger ist zudem sehr widerstandsfähig und kann auch in gefrorenen Säften (z.B. in den auf Wasser und Fruchtsaft basierendem Eis am Stiel, dass von Hausierern an brasilianischen Stränden verkauft oder in einfache Restaurants geliefert wird) überleben.

Von chronisch infizierten Schwangeren können die Parasiten über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen werden. Etwa 5.000-18.000 Neugeboren haben nach Schätzungen der PAHO so ihre Infektion von ihren Müttern erworben. Übertragung von T cruzi über die Muttermilch wurden selten beobachtet.

Ferner können die Parasiten über Blut, Organtransplantationen verbreitet werden. Da symptomlose, jedoch infizierte Menschen potentielle Blutspender sind, kann davon ausgegangen werden, dass für weitere 100 Millionen Einwohner Infektionsgefahr besteht. Aufgrund der großen Zahl von Infizierten sind große Bevölkerungs- und Berufsgruppen (Sozialwesen, Gesundheitswesen, Sport
u.s.w.), die mit dem Blut Infizierter in Kontakt kommen können, potentiell gefährdet.

In Santa Cruz (Brasilien) waren 1960-1989 sogar 53 % der Blutproben mit T. cruzi infiziert. Daher erstaunt es nicht, dass Chagas in manchen Endemiegebieten  zu 10-20% durch Blut oder Blutprodukte übertragen wird. Auch in den USA wurden seit 2001 vereinzelt Übertragungen des Erregers bei Organtransplantationen nachgewiesen. Die betroffenen Patienten verstarben.

Chagas stellt also ein bisher wenig beachtetes Risiko für die Gesundheitsversorgung in Nordamerika dar. Es wird vermutet, dass z.Z. über 300.000 Personen außerhalb der eigentlichen Endemiegebiete infiziert sind. Die Autoren einer sorgfältigen Übersichtsarbeit gehen so weit die Chagas-Verbreitung mit dem Beginn der schleichenden Entwicklung der HIV zu vergleichen und fordern Screeningprogramme bei Schwangern und eine verbesserte Kontrolle von Blutprodukten und Spenderorganen.(Hotez 2012)

 

Hinweise für Reisende

Das Risiko für Reisende in Regionen mit Chagasvorkommen ist gering und bleibt bei folgendem Verhalten auch sehr niedrig:

Literatur:

 

HEF, SH, 21.06.2018



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