Reiseinformationen - Erkrankt: Empfindlicher Magen
Empfindlicher Magen
Bei einigen Personen können Flug- oder Seereisen Schwindel, Übelkeit, Magenbeschwerden oder Sodbrennen auslösen. Manchmal kommen noch kalter Schweiß, schneller Puls, Erbrechen, Oberbauchschmerzen oder gar Ohnmachtsattacken dazu. Ursächlich sind meist folgende Faktoren beteiligt:
- Angst: Üblicherweise dämpft unser Hirnstamm den Herzschlag und die Atmung. Fühlen wir uns aber sehr unsicher oder bedroht, werden zunächst Flucht- oder Angriffsreaktionen aktiviert. Wenn auch das unsere Situation nicht verbessert, weil wir nicht fliehen können, reagieren wir mit Stress, einer Art Hochspannung, die sich nur langsam lösen kann. Steigert sich die Verunsicherung weiter, wird Stress zu Angst und schließlich zu Panik. Dies führt zur Aktivierung eines von den Reptilien ererbter Nahrungsentleerungs- und Totstellreflexes: „Die Situation schlägt uns auf den Magen“ oder „Wir fallen vor Schreck in Ohnmacht“.
- Widersprüchliche Meldungen von Sinnesorganen: Das Gehirn sucht nach einer sinnvollen Übereinstimmung bei Sinneseindrücken und reagiert mit starkem Missempfindungen, wenn dies nicht gelingt. So melden unter Deck auf einem rollenden Schiff die Augen Bewegungslosigkeit, während das Gleichgewichtsorgan Lageänderungen, Beschleunigungen oder Abbremsungen registriert.
- Magenüberdehnung: Schwer verdauliche Mahlzeiten können durch eine Magendehnung und vermehrte Säureproduktion Schmerzen und Sodbrennen (Rückfluss von Säure in die Speiseröhre) auslösen. Auch Alkohol, Kaffee und Nikotin beeinflussen die Säureproduktion im Magen. Dieser Effekt kann durch zu enge Kleidung verstärkt werden.
Empfehlungen:
- Tipps zur Angstlösung sind im Artikel "Flugangst" beschrieben
- Eine langsame Gewöhnung an schaukelnde Bewegungen (kurze Bootfahrten) ist nachweislich die wirksamste Methode zur Vorbeugung von Seekrankheit
- Kurzzeitig wirkt:
- Kopfdrehbewegungen einstellen
- Buch zur Seite legen, nicht lesen
- Körper und Kopf in einer Linie halten
- Auf einem Schiff an Deck gehen und den Horizont betrachten, Bootsbewegungen anpassen
- Beim Busfahren aus dem Fenster in die Ferne schauen
- Bei Reisen im Auto ausreichend Pausen machen mit viel frischer Luft
- Bei Start und Landung möglichst schlucken, Kaugummi kauen oder Gummibärchen essen
- Reisekaugummi kauen
- Trinken ist nützlich, aber: kein Alkohol, Kaffee, Tee oder kohlensäurehaltigen Getränke
- Nur wenig oder leicht verdauliches essen
- Kleidung lockern, sich im Sitz ruhig bewegen
- Hilfreich ohne starke Medikamentenwirkung sind bei Reisekrankheit möglicherweise Ingwer-Präparate, Plazebomedikamente, Heilerde und Akupressurbänder oberhalb des Handgelenks
- Wirksam sind Antihistaminika oder Sympathomimetika. Da diese Medikamente Nebenwirkungen aufweisen (z.B. Müdigkeit oder ein eingeschränktes Reaktionsvermögen) sollten sie nur zur Anwendung kommen, wenn andere Maßnahmen nicht helfen. Medikamente, die zur Reduzierung der Übelkeit bei Chemotherapien eingesetzt werden, helfen nicht bei der Reisekrankheit.
Vorerkrankungen
Reisende mit chronischen Magen- oder Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Sodbrennen bei Zwerchfellbruch, fortgeschrittenen Tumorleiden, Diabetes mellitus, Schwangerschaftserbrechen müssen damit rechnen, dass sich ihre Beschwerden verschlimmern können. Das gilt besonders bei Stress, stark veränderter Ernährung, massiver Sonneneinstrahlung oder einem „Zuviel“ an Genussmitteln. Hilfreich ist es dann, sich Zeit zu lassen, sich zu entspannen, nur kleine, leichte Mahlzeiten einzunehmen und sich bei Alkohol, Nikotin und Kaffee zurückzuhalten.
Infektionen
Magenbeschwerden können durch eine Infektion mit einem Bakterium (Helicobacter pylori) ausgelöst und unterhalten werden. Wenn vor der Reise chronische Magenbeschwerden bestehen, sollte eine solche Infektion ausgeschlossen oder behandelt werden. Während der Reise können Magenbeschwerden natürlich auch erste Anzeichen einer Darminfektion sein. Wenn Kinder sich erbrechen und Durchfälle haben, sollte in der Regel ein Arzt aufgesucht werden. Auch Erwachsene müssen zum Arzt, wenn das Erbrechen nicht stillbar ist, d.h. wenn eine Entgleisung der Zusammensetzung der Blutsalze oder des Blutzuckers droht, sich Blut im Erbrochenen oder im Stuhl zeigt oder heftige Oberbauchschmerzen hinzu kommen.
Malariamedikamente
Alle Malariamedikamente können Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfälle verursachen. Die Einnahme von Malariatabletten sollte daher möglichst mit der Abendmahlzeit erfolgen:
- Malarone® mit fettreichen Speisen, aber nie mit Metoclopramid
- Doxycyclin nie mit Milchprodukten
- alle Malariamedikamente nicht in Kombination mit Alkohol einnehmen.
RMZ, 11.10.2018