Fachinformationen - Sexuell übertragene Infektionen
Sexuell übertragbare Infektionen
Bildquelle: Karoline Bloch
Reisen weitet das Blickfeld und lockert Beziehungen. Die Risiken für sexuell übertragbare Infektionen bestehen nicht nur bei Personen, die sexuelle Abenteuer planen und sich darauf vorbereiten. Manche wachen auch überrascht nach einem unvergesslichen Ereignis auf, und können sich gar nicht mehr an die Details erinnern, weil soviel Alkohol im Spiel war.
Reisenden im Ausland stellen manchmal angenehm berührt fest, dass sie offenbar erotisch interessant zu sein scheinen. Ein Flirt hebt die Stimmung, und im Glück der Attraktivität verschwimmt das Rationale: Geld macht sexy.
Ein gewisses Verständnis für die persönlichen und kulturellen Zusammenhänge in denen sexuelle Begegnungen stattfinden, und ein offener und vertrauensvoller Umgang hilft manchmal, die Risiken für beide Beteiligten zu senken. Allerdings kann bei echten und oft vermeindlichen Liebesverhältnissen auch die Motivation sinken, Kondome anzuwenden, was wiederum riskant ist, wenn Partnerwechsel kurz vorher möglich waren oder jetzt weiterhin möglich sind.
Personen, die sich in ökonomischen oder psychischen Zwangssituationen befinden, müssen höhere Risiken eingehen, um zu überleben, und sie haben oft geringere Mittel, um sich behandeln zu lassen. Deshalb leiden sie häufiger unter sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Kondome mitzunehmen ist gut, zu wissen, wie sie angewendet werden, ist besser:
- Kondome sollten vor der Reise eingekauft werden, da sie bei schlechter Lagerung oder Qualität einreißen. Sie müssen während der Reise vor Hitze und Sonneneinstrahlung geschützt werden.
- Die Anwendung von Kondomen sollte von Männern und Frauen geübt werden: keine Luftblase an der Spitze und keine scharfen Fingernägel.
- Latex löst sich in Öl. Gleitmittel sollten also auf Wasserbasis hergestellt sein und der Kontakt mit Massageölen schadet der Schutzwirkung.
- Weibliche Kondome (Femidom®) werden aus Platikmaterial hergestellt, vertragen ölhaltige Gleitmittel gut und bieten (bei einmaliger Benutzung) einen für die Frau noch besseren Schutz als ein männliches Kondom.
- Alkohol- und Drogen senken die Fähigkeit zu persönlicher Kontrolle, was den gewünschten Effekt hat, dass sich Hemmungen verlieren, aber sie senken die Fähigkeit, ein Kondom sicher anzuwenden.
Wichtig zu wissen:
- Sexuell übertragbare Infektionen (STI) werden oft gemeinsam übertragen
- Gonorrhoe führt innerhalb von Stunden zu Krankheitserscheinungen, die zu einem Arztbesuch führen
- Chlamydieninfektionen verlaufen oft unbemerkt
- Syphilis braucht Tage um Krankheitserscheinungen auslösen zu können
- Werden diese bakteriellen Erreger gemeinsam übertragen, kann eine Gonorrhoe-Behandlung rasch alle Symptome beseitigen, würde aber einen schleichend-chronischen Verlauf der anderen Infektionen begünstigen. Solche Fehlbehandlungen sind der Grund, warum weltweit Resitenzen gegen Antibiotika bei STI zunehmen
- HIV / AIDS
- Innere und äußere Geschwüre und Entzündungen erhöhen das Risiko der HIV Übertragung
- Wenn eine HIV-Infektion vorliegt, können Viren wie Herpes oder HPV leichter reaktiviert werden
- HIV wird leicht übertragen, wenn noch keine serologische Abwehr besteht (in der HIV-negativen Anfangsphase)
- Die Diagnostik von Syphilis u.a. ist bei HIV-Infektion ggf. schwierig
- Für Männer:
- Das Verantwortungsgefühl für den Schutz der Partnerin / des Partners ist oft nicht genügend ausgeprägt.
- Männer suchen häufiger als Frauen professionelle Prostitution (niedriges Risiko) und Drogenprostitution (hohes Risiko auf)
- Das Risiko der Übertragung von STI Ist bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) hoch, wenn keine Kondome benutzt und Aufputschmittel, Alkohol oder Drogen konsumiert werden. Syphilisraten steigen weltweit bei MSM an.
- Für Frauen:
- Frauen haben bei heterosexuellen Kontakten ein höheres Risiko für die Übertragung von STI, Infektionen des Muttermundes machen sich später bemerkbar (als z.B. Harnröhrenentzündungen beim Mann), die Spätfolgen von STI sind bei Frauen ausgeprägter
- Spiralen erhöhen das Risiko der Übertragung von Infektionen am Muttermund
- Mechanische Verhütungsmittel, die den Muttermund schützen, senken das Übertragungsrisiko
- Chemische Mittel verändern das Scheidenmilieu und können dadurch Infektionen begünstigen
- Scheidenmilieustörungen (Aminkolpitis) erhöhen das Risiko für die Übertragung von Infektionen
- HPV-Impfung
- Frauen, die Sex gegen Geld suchen, sind häufig an einer Liebesillusion interessiert und gehen dann ein hohes Risiko bei Sex ohne Kondome ein.
Sicheres Verhalten
- Im Zweifel auf Sex verzichten (Erotik, Liebe und Sex sind nicht dasselbe. Die ersten beiden erfordern eine Beziehung, während sexuelle Stimmulation auch gefahrfrei allein erfolgen kann).
- Wenn Sex, dann sicher
- Erst Infektionen sicher ausschließnen, bevor in einer Partnerschaft auf Kondome verzichtet wird
- Bei jedem Verdacht auf eine STI einen kompetenten Arzt aufsuchen
- Immer so behandeln, dass andere unbemerkt übertragene STI mitbehandelt wären, und das Vorliegen viraler infektionen überprüfen
- Immer Partner / Partnerin mitbehandeln
Übertragung von STI im Gesundheitswesen
Das Risiko der Übertragung von HIV, Hepatitis B, Syphilis u.a. durch unsterile oder unhygienische Praktiken im örtlichen Gesundheitssystem ist in vielen Ländern real:
Zu einzelnen Erkrankungen
HEF, MG, 22.10.2018