Fachinformationen - Hepatitis B Impfung und MS


Hepatitis B und Multiple Sklerose


Hintergrund
Da die Hepatitis B-Immunisierung inzwischen eine etablierte Impfung im frühen Kindesalter darstellt, sind vor allem mögliche Zusammenhänge mit der Multiplen Sklerose im Kindesalter relevant. In Frankreich waren aufgrund der bei den Eltern bestehenden Unsicherheiten im Jahr 2002 noch nicht einmal 50% der Kinder und Jungendlichen gegen HB geimpft worden. Multiple Sklerose im Kindesalter ist selten. Nur etwa 3 bis 4% der Patienten erkrankten im Kindesalter. Eine neuere Fall-Kontroll-Studie, die Ende 2007 veröffentlich wurde, untersuchte bei 143 erkrankten Kindern und 1122 Kontrollpersonen, ob das Auftreten einer ersten Episode der Multiplen Sklerose im Kindesalter im Zusammenhang mit den durchgeführten HB-Impfungen stand (Mikaeloff 2007 [a]). Grundlage für die Patientengruppe war eine national repräsentative Fallkohorte von französischen Kindern mit Multipler Sklerose. Es flossen keine Patienten in die Studie ein, die nicht nach Erstmanifestation mindestens einen weiteren akuten Schub der Erkrankung durchgemacht hatten (Goldstandard im Rahmen der Diagnosesicherung). Als Kontrollgruppe wurde eine repräsentative Gruppe von Kindern mit der gleichen Alters- und Geschlechtsverteilung sowie der gleichen geographischen Herkunft ausgewählt. In der Auswertung der Untersuchung fand sich keine erhöhte Rate von Multipler Sklerose bei Geimpften im Vergleich zur Gruppe der Ungeimpften. In einer weiteren großen Fall-Kontroll-Studie, durchgeführt durch die Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta, USA, wurde der Effekt mehrerer Impfstoffe auf das Multiple Sklerose Risiko untersucht. Neben Hepatitis B wurden auch Tetanus-, Influenza-, Masern-, Mumps- und Röteln-Impfungen untersucht. Für diese Impfungen wurden ebenfalls odds ratios <1,0 (also statistisch ein protektiver Effekt) gefunden. Nur als im Fall der Tetanus-Impfung erwies sich die Risikominimierung als statistisch signifikant. Als Gesamtergebnis dieser Studie fand sich jedoch für keine der genannten Impfungen und zu keinem Zeitpunkt ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Multipler Sklerose.

Risiko einer Schubauslösung?
Oft besteht bei Patienten und Ärzte die Sorge, dass Impfungen einen akuten Schub der Erkrankung auslösen könnten. Generell gilt jedoch, dass auch hinsichtlich eines möglichen Zusammenhangs zwischen einer Schubauslösung und Impfungen Metaanalysen und neuere Studien eher Entwarnung geben (Rutschmann 2002, Mikaeloff 2007[b]). Für eine Reihe von Impfungen (Tetanus-, Hepatitis B, BCG-, und Varizella-Impfungen) fand sich keine Evidenz für ein erhöhtes Risiko, nach der jeweiligen Impfung einen MS-Rückfall zu erleiden, für die Influenza-Impfung zeigen die Daten sogar eine klare Evidenz gegen ein erhöhtes Risiko.

Empfehlungen
Es existieren zunehmend epidemiologische Hinweise darauf, dass Impfungen nicht mit einem (gegenüber dem normalen Alltagsleben) erhöhten Risiko für MS einhergehen. Aus prinzipiellen Gründen lassen sich unspezifische Effekte allerdings nicht auszuschließen. Grundsätzlich gilt: Jede Infektion ist eine Stimulation des Immunsystems. Dies gilt in abgeschwächter Form auch für jede Impfung. Jede Stimulation des Immunsystems beinhaltet auch ein gewisses Risiko für die Auslösung eines akuten Schubes. Fazit: Empfohlen wird eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung. Dazu gehört auch einmal der Verzicht auf eine Impfung, sofern keine klare Indikation besteht. Die gleiche Abwägung gilt für die Wahl des Urlaubsortes. Oft stehen neben Reisezielen mit erhöhtem Impfbedarf (z. B. Gelbfieber) und höherem Infektionsrisiko (z. B. Malaria und Denguefieber) auch unproblematischere Alternativen zur Auswahl.

Literatur

Weitere Artikel:

 

RMZ,SH, 12.10.2018



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