Reiseinformationen - Nicht an Eisbären denken!


Auf keinen Fall an einen Eisbären denken!

Bildquelle: Jäger

Wenn ich mich zwinge, nicht an einen Eisbären zu denken, erscheint vor meinem inneren Auge ein prächtiges Tier in leuchtendem Weiß, damit ich auch sicher sein kann, an was ich auf keinen Fall denken will.

Würde ich mich dagegen nicht bemühen, Eisbär-Gedanken zu verdrängen, erschiene das Bild mit großer Wahrscheinlichkeit erst gar nicht.

Eisbären sind selten, das Eisbär-Paradox ärgert uns dagegen im Alltag recht häufig. Zum Beispiel wenn in Deutschland ein seltener Darmkeim umgeht, und die Tomaten und die Gurken unter Risikoverdacht geraten.

In solchen Situationen begehen wir widersinnigerweise manchmal gerade den Fehler, um dessen Vermeidung wir uns krampfhaft bemühten. Stellen Sie sich vor, Sie würden

Andere Menschen können dieses Phänomen in uns auslösen, wenn sie gutmeinend beraten. Einem Waldspaziergänger in Kanada könnte z.B. ein wohlmeinender Einheimischer folgendes sagen:

Eine solche Beratung wäre in dreierlei Hinsicht schädlich:

Andererseits wünschen sich viele Berater, dass ein Gedanke präsent und bewusst bleibt und unterstreichen ihr Absicht mit einem erhobenem Zeigefinger, denn sie wollen das Verhalten des Betroffenen sinnvoll verändern, durch  sogenannte Präventionsbotschaften:

Bildquelle: Till Bartels

Wie effektiv sind Vermeidungs-Botschaften?

Psychologische Studien (s.u.) zeigen, dass sich nach Präventionsbotschaften häufig das Verhalten kurzfristig ändert, dass aber Einstellung und Verständnis unberührt bleiben. Die beratenen Personen hatten dann einen Befehl verinnerlicht, aber nichts gelernt, und sie handelten in neuartigen (unvorhergesehehen) Situationen nicht anders als vorher. Wurden sie künstlich unter Stress gesetzt, brach die gewünschte Verhaltenskontrolle sofort in sich zusammen.

Wenn z.B. Personen gebeten wurden, einen frei drehenden Pendelstab ruhig halten, gelang Ihnen das zwar nicht optimal, aber noch recht gut. Schlechter wurde es, wenn man sie bat, den Stab nicht in einer bestimmten Pfeilrichtung schwingen zu lassen: dann schwang er im Ergebnis mehr in Pfeilrichtung aus. Und richtig schlechte Ergebnisse kamen zustande, als die Probanden zusätzlich von der Zahl 1.000 jeweils drei Zahlen abziehen und das Resultat laut sagen sollten.

In einer anderen Studie wurden Raucher in einer Gruppe aufgefordert, nicht an Rauchen zu denken und auch nicht darüber zu reden. Eine zweite Gruppe sollte sich frei mit anderen über ihr Rauchverhalten austauschen und eine dritte Gruppe erhielt keinerlei Anweisungen. Alle drei Gruppen wurden nach zwei und nach drei Wochen nach Ihrem Rauchverhalten befragt. Am wengisten rauchten die Personen, die keine Anweisungen erhalten hatten. Die, die über ihr Rauchverhalten offen reden sollten, rauchten insbesondere in der zweiten Woche etwas mehr. In der Gruppe von Personen, die gebeten wurden, weder an Rauchen zu denken noch darüber zu reden, sank die Zahl der gerauchten Zigaretten in der zweiten Woche sehr deutlich ab. In einer Begleitbefragung gaben die Personen, die nicht an Rauschen denken sollten, insbesondere in der zweiten Woche ein deutlich erhöhtes Stressgefühl an. In der dritten Woche stieg dann bei Ihnen die Zahl der gerauchten Zigaretten sehr deutlich gegenüber den Zahlen der beiden anderen Gruppen an. Diese Ergebnisse bestätigten frühere Beobachtungen des gleichen Untersuchungsteams in Bezug auf Eßverhalten.

Wie könnten  wirksame Empfehlungen aussehen?

Vor fast 2000 Jahren hatte sich dazu der griechische Sklave Epiktet Gedanken gemacht, dessen Lebensumstände alles andere als rosig waren. Er nahm an, dass Situationen, in den wir leben, nie vollständig unter unserer Kontrolle sein können, und dass es daher nötig sei, Gegebenes mit all seinen Risiken und Gefahren zu erkennen, aber gelassen an- und hinzunehmen, und sich darum zu bemühen, zu jeder Situation die geeignete, passende, innere und vor allem ruhige Einstellung zu finden.

Psychologische Untersuchungen, scheinen diese Vorgehensweise zu bestätigen. Vermeidungsverhalten führt offenbar auf lange Sicht  zur Verschlimmerung des Verhaltens und damit zu erhöhtem Leidensdruck. In den psychologischen Experimenten erwies es sich als nützlich, die spezifischen Gegebenheiten einer Situation (wackelndes Pendel) anzunehmen ohne zu versuchen, es zu kontrollieren. Ferner erwies es sich als günstig, Probleme mit anderen Personen zu besprechen, statt sie für sich zu behalten.

Kurz, wir sollten in Situationen, die mit Risiken, Gefahren oder Problemen verbunden sein können,

Literatur

 

HEF, MG, 08.10.2018



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