Reiseinformationen - Stress
Was ist Stress?
Stress beschreibt ein inneres Notfallprogramm: Angreifen oder Fliehen und wenn das nicht hilft "sich Totstellen". Schlangen und Krokodile sind Meister dieser sehr elementaren Sprache, die nur aus drei Worten besteht.
Nichts von dem, was andere tun oder was gerade geschieht, kann uns stressen.
Nur wir stressen uns, so paradox das klingen mag.
Aus unseren inneren und äußeren Wahrnehmungen, aus unseren Bedürfnissen und aus unseren Gedanken konstruieren wir Gefühle, die unser Handeln sehr unterschiedlich bestimmen können. Und im Prinzip geraten wir in Stress, d.h. wir schalten dann auf den Katastrophenmodus um, wenn
- ein Grundbedürfnis nicht erfüllt werden kann und dieser Mangel immer dringender gemeldet wir: Luft, Wasser, Nahrung, Sicherheit, Schlaf-Rhythmus, Unverletzlichkeit, Sex
- die Zukunft nicht bestimmbar ist. Z.B. in Angst, wenn zuviel Information einstürzt, die für den eigenen Zusammenhang nicht sinnvoll eingeordnet werden kann
- die eigene Fähigkeit mit einer Belastung klarzukommen fehlt
- die Situation keinen Sinn ergibt
Wenn Angreifen oder Fliehen nicht möglich sind, entsteht eine Daueranspannung, die irgendwann in den Zusammenbruch führt: den Burn out.
Jede noch so kleine Belastung kann je nachdem, wie sie wahrgenommen wird, zu einem Training oder zu Stress führen.
- Eine negative Einstellung zur Situation ("Sinnlos! Ich schaffe es nicht! Ich will raus hier!") löst unterschiedliche Systeme aus
- Aktivierung von Hirn, Herz, Lungen, Muskeln durch Nerventätigkeit: sehr schnell und bei Beruhigung auch relativ schnell abklingend
- Ausschüttung von Hormonen, die den Körper für längere Not-Belastungen vorbereiten. Langsamer und nach Beruhigung nur sehr allmählich abklingend.
- Eine positive Einstellung zur Belastung ("macht Sinn, ich schaffe es") kann zu zweierlei führen:
- Zielorientierte Aktivierung: "Durchhalten, Ziel erkämpfen und den Sieg feiern!". Dabei kann es Kollateralschäden geben, die in Erholungspausen auskuriert werden müssen.
- Flow: die Belastung genießen. Diese Art von Belastung ist ausgesprochen gesundheitsförderlich. Im Flow werden neben aktivierenden Nerven (Sympathicus) auch die beruhigenden Hirnzentren aktiviert. Bewegungen, die in diesem Zustand ausgeführt werden, sind wesentlich effektiver und energiereicher. Die Auswurfleistung des Herzen liegt im Flow z.B. deutlich über der im Stresszustand. Sport ohne Leistungsdruck vermeidet über ein gutes Körpergefühl hohe Leistungsspitzen (und ist deshalb für den Kampf um Siege nicht optimal).
Säugetiere, die sich gegenüber gestressten Reptilien als wesentlich begabter erwiesen haben, können ihr Notfallprogramm dämpfen, anderen ihrer Art ihren inneren Zustand mitteilen, sich gegenseitig beruhigen. Menschen können besonders gut miteinander kommunizieren und sich sogar selbst beruhigen, selbst dann noch, wenn die Stressreaktion unbewusst schon längst ausgelöst wurde.
Um eine Stressreaktion dämpfen zu können, muss sie wahrgenommen werden.
Wenn das Gefühl auftaucht "Ich bin gestresst" ist der Motor seit langem heiß gelaufen. Unser bewusster Anteil erkennt das Auslösen unseres Notaktvierungsprogramms früher, wenn wir uns intensiver mit dem vertraut machen, was wir "Spüren", das heißt mit dem was uns innere Rezeptoren mitteilen, bevor wir es bewerten: Schnelligkeit des Atems, des Herzschlages, Wärme, Verspannung, Druck uva.
Wenn wir spüren, was da in uns verändert ist, hindert uns nichts daran es etwas zu beeinflussen. Wir können z.B.
- das was wir gerade tun, langsamer tun
- eine Pause einlegen, um Flüssigkeit aufzufüllen oder abzulassen
- etwas mit Genuß essen, vielleicht sogar gemeinsam
- etwas einleiten, was dazu führt, die Zahl der Möglichkeiten, die sich uns bieten, zu erhöhen
- etwas tiefer einatmen und langsamer ausatmen
- zuhören oder über seine Bedürfnisse reden
- uns geringfügig bewegen
- jeder innere Zustand spiegelt sich in Bewegung
- eine andere Haltung oder ein anderer Gesichtsausdruck verändert den psychischen Zustand
- uns etwas vorstellen, z.B. dass
- der da brüllt ein Deichschaf sei, oder
- der Stapel Papier auf dem Schreibtisch, in Japanisch geschrieben, gar nicht gelesen werden könnte.
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HEF, 23.05.2018