Reiseinformationen - Gifte: Meeresfrüchte und Fische


Gifte: Meeresfrüchte und Fische

Bildquelle: Werner Schönherr


Es gibt Fische, deren Verzehr ein zweifelhaftes oder auch gefährliches Vergnügen sein kann. Das bekannteste Beispiel hierfür ist wohl der japanische Kugelfisch. Die Zubereitung seines Muskelfleisches (Fugu), das als besondere Delikatesse gilt, ist in Japan nur speziell ausgebildeten Köchen vorbehalten, die im Selbstversuch ihr Können unter Beweis stellen müssen (s.u.).  Meist beruhen Fischvergiftungen aber auf einer Verunreinigung mit Bakterien. Sie äußern sich in der Regel durch leichte bis mittelschwere, vorübergehende Magen-Darm-Probleme. Selbst bei schwereren Verläufen ist im Allgemeinen ein Ausgleich von Wasser- und Salzverlusten ausreichend.

Darüberhinaus gibt es, in zum Glück selteneren Fällen sogenannte "atypische" Fischvergiftungen, durch Gifte, die entweder durch eine besondere Form der Haltbarmachung beim Räuchern oder der Herstellung von Dosenfisch (Scombrotoxin, Botulinumtoxin) entstehen oder die sich unter bestimmten geographischen und klimatischen Bedingungen in Speisefischen anreichern können, wie Ciguatera, das von Algen produziert wird und sich in der Nahrungskette bei Raubfischen anreichert. Die Erscheinungen solcher Vergiftungen sind unter anderem unterschiedlich ausgeprägte Formen der Muskellähmung, im schlimmsten Fall auch Atemlähmung. Wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt wird, können sehr gezielte Therapien zur Anwendung kommen. Die Autoren informieren über Symptome und in Frage kommende Toxine, sowie Therapiemöglichkeiten und verweisen auf die beratenden Möglichkeiten der deutschen Gift- Informationszentren.


Algengifte in Muscheln und Krebsen
Andere, zum Teil massenhaft auftretende Vergiftungen beruhen auf einer Anhäufung von durch Algen (meist Dinoflagellaten) aufgenommenen Giften in den Tieren. Von den ca. 6000 Algenarten sind 30-50 Arten in der Lage Gifte zu bilden. Es ist noch unklar, ob sie selbst oder in ihnen lebende Bakterien für diese Eigenschaft verantwortlich sind. Algen bilden die Ernährungsgrundlage vieler im Wasser lebender Tiere. Durch diese Nahrung nehmen die Tiere auch die von Algen produzierten Gifte auf, die sich entlang der Nahrungskette anhäufen. So können normalerweise bekömmliche Speisefische, Muscheln und Krebse für den Menschen ungenießbar werden. Dies ist besonders dann der Fall, wenn es durch anhaltenden Wärme- und Nährstoffreichtum zu einem explosionsartigen Wachstum giftiger Arten durch die so genannte Algenblüte kommt. Die Algendichte führt dabei zu einer blauen, grünen oder roten Verfärbung („red tide“) des Wassers.

Bildquelle: Werner Schönherr

Durch Algen verursachte Muschelvergiftungen tauchen in den gemäßigten Klimazonen sporadisch auf. Entlang der pazifischen Küste Nordamerikas sollten zwischen Mai und Oktober keine Muscheln gesammelt werden In Europa kann man eine Vergiftung z.B. durch Miesmuscheln vermeiden, indem man frische Muscheln nur in einem Monat mit einem „r“ isst. Je nach Algenart, deren Gifte sich in den Muscheln angereichert haben, treten nach einer Vergiftung verschiedene Symptome auf. 30 Minuten, manchmal aber auch erst Stunden nach der Mahlzeit treten Missempfindungen im Mundbereich, Kribbeln, Brennen, Übelkeit und Erbrechen auf. Einige Algengifte sind für den Menschen nur schwach giftig, führen aber in den betroffenen Gebieten zu Fischsterben. Auch Wale und Seekühe können daran zugrunde gehen. Andere Algengifte werden von den Meeresbewohnern gut vertragen, führen aber beim Menschen zu Atembeschwerden, Lähmungserscheinungen, Gangstörungen und Gedächtnisverlust.

Beim Auftreten von ersten Symptomen solte ein Krankenhaus aufgesucht werden. Künstlich Erbrechen herbeiführen. Ggf. kann eine intensivmedizinische Therapie notwendig sein. Zur Vorbeugung: Verzehr von Meerestieren im Anschluß an die Periode der Algenblüte meiden. Lokale Hotels und Restaurants sind meistens über diese Vorgänge informiert.

Neben Muscheln und Fischen können auch Krebse und Schnecken im indopazifischen Raum, die normalerweise essbar sind, ungenießbar werden. Dort sollten grundsätzlich keine in Korallenriffs lebenden Krabben gegessen werden.

Bildquelle: Werner Schönherr

Vergiftungen durch Kugelfische
Nur die Hälfte der ca. 100 Kugelfischarten ist giftig. Seinen Namen verdankt der schuppenlose Kugelfisch der Fähigkeit, sich bei Gefahr mit Wasser aufzupumpen, so dass er größer und gefährlicher wirkt.

Kugelfisch-Fotos

In Japan gilt das Fleisch von Kugelfischen als Delikatesse und wird dort als „Fugu“ in rohen Scheiben präsentiert. Auch dann, wenn es nach japanischer Vorschrift von einem dafür lizenzierten Koch zubereitet wurde, führt der Genuss zu einer leichten Vergiftung. Das macht sich durch Kribbeln und Taubheitsgefühle im Mund bemerkbar und ist bis zu einem gewissen Grad erwünscht. Eine unerwünschte, schwere Vergiftung tritt dann auf, wenn außerhalb der speziell mit einem aufgeblasenen Kugelfisch gekennzeichneten japanischen Restaurants privat Fugu zubereitet wird. Dabei kann es zu unsachgemäßer Behandlung kommen, bei der die besonders gifthaltige Haut und die Innereien verletzt oder unvollständig entfernt werden. Neben dem erwünschten, prickelndem Gefühl im Mund stellen sich kurz nach dem Verzehr weitere Lähmungserscheinungen ein, die zu Geh-, Sprach- und Atembeschwerden führen. Mehr als die Hälfte der Vergiftungen mit Kugelfischen verlaufen tödlich, hängen aber auch von den jahreszeitlich schwankenden Giftkonzentrationen in den Organen der Fische ab.

Vermeiden können Sie eine solche Vergiftung, indem sie Fugu nur in speziell dafür lizenzierten Restaurants zu sich nehmen oder ganz auf ihn verzichten. Sollten sie selbst geangelte Fische verspeisen wollen, halten Sie sich bitte an eine jüdische Essensregel, nach der nur Fische mit Schuppen und Flossen „koscher“ sind.
Giftige Fische nicht zu essen ist ein Ratschlag, der sich mit etwas Fachkenntnis leicht befolgen lässt. Es gibt aber auch Vergiftungen durch den Verzehr von Fischen, Muscheln oder Krebsen, die normalerweise ungiftig sind.
 

Ciguatera

zum Artikel Ciguatera


Scombrotoxin-Vergiftung

Zweithäufigste Fischvergiftung nach Ciguatera

 

RMZ, 31.05.2018



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