Fachinformationen - Malaria vivax


Malaria muss nicht immer Malaria tropica sein

Die meisten Malariaerkrankungen und Malariatodesfälle gehen auf das Konto von Plasmodium falciparum, dem Erreger der Malaria tropica.

Nahe Verwandte von Plasmodium falciparum werden leicht übersehen, obwohl 2,85 Mrd. Menschen in Regionen leben, in denen sie vorkommen: Plasmodium vivax und seltener Plasmodium ovale, die Erreger der Malaria tertiana und Plasmodium malariae, der Erreger der Malaria quartana. Jährlich erkranken zwischen 80 und 300 Mio. Menschen an Malaria tertiana. Bei über 26% der Malariafälle bei Reisenden liegt eine Infektion mit P. vivax vor.  Während die absolute Zahl der P. vivax-Infektionen in Afrika am höchsten ist, liegt der prozentuale Anteil in Mittel- und Südamerika mit über 74% besonders hoch, da hier P. falciparum entsprechend seltener vorkommt. Ähnliches gilt für Asien. In etlichen  Ländern Lateinamerikas liegt der Anteil der P. vivax- Malaria sogar bei 100%, so zum Beispiel in Argentinien, Belize, Costa Rica und Mexiko. In anderen Ländern liegt der Anteil zumindest immer noch (z.T. deutlich) über 90%: Bolivien, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama und Paraguay.


Besonderheiten von P. vivax
Während eine Malaria tropica mit zahlreichen Medikamenten behandelt und ausgeheilt werden kann, sind die meisten Malariamedikamente im Hinblick auf P.vivax  nur eingeschränkt wirksam. P.vivax ist in der Lage Dauerformen, sog. Hypnozoiten (~ "Schläfer"), in der Leber zu bilden. Die Hypnozoiten können auch bei der zunächst erfolgreich behandelten Malaria tertiana innerhalb von 1-3 Monaten, manchmal jedoch erst nach ein bis zwei Jahren zu einem Rückfall führen. P. vivax-Infektionen verlaufen in der Regel relativ gutartig. Jedoch sind bei unbehandelten Erkrankungen auch Komplikationen wie Verringerung der Blutplättchen sowie verminderte Leber- und Nierenfunktion möglich, selten auch Todesfälle infolge eines akuten Lungenversagens (ARDS).

Konsequenzen für Reisende
Treten trotz sogfältigem Mückenschutz ab dem sechsten Tag nach Betreten eines Malariarisikogebietes grippeähnliche Beschwerden auf, und ist innerhalb von 24 Stunden kein Arzt erreichbar, sollte eine Malarianotfalltherapie durchgeführt werden. Eine Malarianotfalltherapie mit Malarone®, Lariam® oder dem Wirkstoff Chloroquin erlaubt es, eine akute Malaria tertiana effektiv zu behandeln. In Regionen, in denen ausgeprägte Resistenzen von P. falciparum gegen Chloroquin oder Lariam® bestehen, muss auch mit entsprechenden Resistenzen der dortigen P. vivax Stämme gerechnet werden. Präparate mit dem Wirkstoff Artemisinin können nur als Notfallmedikament verwendet werden, besitzen jedoch weltweit eine gute Wirksamkeit gegen P. vivax. Jedoch können auch nach Anwendung aller genannten Präparate, Monate bis Jahre später auftretende grippeähnliche Beschwerden eine weitere Malariadiagnostik notwendig machen. Das einzige Medikament, dass auch die in der Leber verbliebenen Hypnozoiten abtötet, und damit geeignet ist, eine P. vivax-Infektion vollständig auszuheilen, ist Primaquin. Primaquin wird jedoch weder als Notfall- noch als Prophylaxemedikament eingesetzt, da es unter Umständen einen Zerfall der roten Blutkörperchen auslösen kann. Die gilt für Personen, die an einer angeborenen Stoffwechselstörung, dem Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel, leiden. Bevor Primaquin verordnet werden kann, muss zwingend das Vorliegen eines G-6-PD-Mangels durch eine entsprechende genetische Untersuchung ausgeschlossen werden.

Fazit
In Risikogebieten sind Malariainfektionen trotz sorgfältiger Schutzmaßnahmen möglich. Bei unklaren grippeählichen Symptomen während oder nach einem Tropenaufenthalt sollte stets zeitnah eine Malariadiagnostik erfolgen. Dies gilt auch, wenn während der Reise erfolgreich eine Malaria-Notfalltherapie durchgeführt wurde. Findet sich eine Infektion mit P. vivax, so ist für eine vollständige Ausheilung ggf. eine Nachbehandlung mit dem Wirkstoff Primaquin erforderlich. 

Literatur

 
 


 

MG, 10.08.2018



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