Fachinformationen - Influenza Infektion: Artikel
Grippe, Influenza like Illness und Influenza
Bildquelle: Werner Schönherr
Grippe ist ein Sammelbegriff für die Symptome saisonal auftretender Atemwegsinfektionen. Synonym werden manchmal auch unscharfe Begriffe wie "grippaler Infekt" oder "Influenza like Illness (ILI)", für Krankheitsbilder verwendet, die durch sehr unterschiedliche Viren ausgelöst werden können.
Das bekannteste, aber nicht das häufigste der grippeauslösenden Viren ist die Influenza.
Die Krankheitserscheinungen von Grippe, grippalem Infekt, "Neuer Grippe", ILI u.a. unterscheiden sich klinisch nicht. Das Spektrum reicht von "Schnupfen", Kopf- und Gliederschmerzen und Fieber bis zu "Lungenentzündung". Alle Infektions- oder Erkrankungszahlen einer "Grippesaison" beruhen auf Schätzwerten, deren Aussagekraft begrenzt bleibt. So wurde berechnet, dass bei der Diagnose "grippaler Infekt" ("influenza like illness") in 7% der Fälle eine Influenza-Infektion vorlag (Clinical Evidence, Okt. 2009). Ob diese Infektionen mild oder schwer verlaufen, liegt an folgenden Faktoren:
- Alter (z.B. Neugeborene, sehr betagte Patienten)
- Zustand des Immunsystems (z.B. Zustand nach Krebsbehandlung u.a.)
- Allgemeiner Gesundheitszustand und Fitness
- Beschaffenheit der Atemwege (z.B. Rauchen u.a.)
Stichworte zur Infektion
- Erreger: Influenzaviren der Gruppe A-C (Orthomyxoviridae), die einzelnen Gruppen werden durch molekulare Unterschiede ihres Matrixproteins definiert
- Verbreitung: weltweit
- Infektionsweg: Tröpfcheninfektion, aerogen
- Inkubationszeit: 1-5 Tage
- Symptomatik: In Abhängigkeit vom Virustyp verläuft die Erkrankung in einem breiten Spektrum zwischen milder Rhinitis, über Pharyngitis bis hin zur ausgeprägten Bronchitis und schweren Alveolitis. Infektionen mit Influenza-A-Viren verlaufen in der Regel stärker als solche mit Influenza-B-Viren. Influenza-C-Viren spielen nur eine untergeordnete Rolle. Bei nicht immunen Personen beginnt die Erkrankung mit ausgeprägten Kopf- und Gliederschmerzen. Am zweiten/dritten Tag kommt es zum Auftreten von Fieber (bis 41°C) welches in der Regel für 3-5 Tage, in Ausnahmefällen auch 7 Tage anhält. Die Rekonvaleszenz beträgt 2-3 Wochen. Auch nach der akuten Krankheitsphase ist mit dem Auftreten von Komplikationen zu rechnen. Besonders gefürchtet sind sekundäre bakterielle Infektionen, die aufgrund der geschädigten Epithelien leichter zu invasiven Infektionen führen können.
- Diagnostik: direkter Virusnachweis aus Rachenspülwasser (PCR), Antigennachweis in Rachenabstrich (IFT), Serologische Verfahren aus Blut (KBR, HAH-Test)
- Differentialdiagnose: Andere Erreger akuter Atemwegsinfektionen Rhinoviren, Adenoviren, RS-Viren, Paramyxoviren, bakterielle Erreger einer Bronchio-Pneumonie.
- Therapie: In der Frühphase der Infektion mit Influenzaviren ist ggf. durch die Gabe der Neuraminidaseinhibitoren Zanamivir oder Oseltamivir ein gering verkürzter Verlauf zu erreichen (Cochrane). Ansonsten beschränkt sich die Therapie auf supportive Maßnahmen ggf. auch die Behandlung von Begleiterkrankungen wie sekundäre bakterielle Infekte.
- Prophylaxe: Impfung mit dem jeweils für die Saison zugelassenen Impfstoff. Empfohlen u.a. für chronisch Erkrankte, sowie Personen über 60 Jahre.
- Immunität: Gegen den auslösenden Erreger lebenslang, bei jedoch schon geringfügigen Änderungen der Oberflächenstruktur bietet eine vorangegangenen Erkrankung keinen Schutz vor einer Neuinfektion.
- Gesetzliche Regelungen: Meldepflichtig bei direktem Erregernachweis.
Bildquelle: Karoline Bloch/ Simona Himmel
Weitere Informenen
Saisonale Influenzaimpfung
Die Influenzaimpfung wird bei Gefährdeten jährlich, vorzugsweise in den Monaten zwischen September und November, durchgeführt. In Deutschland z.Z. ausschließlich mit inaktivierten, nicht vermehrungsfähigen Impfstoffen. Diese enthalten in der Regel drei verschiedene Grippe-Stämme (trivalenter Impfstoff), welche die überwiegende Mehrzahl der Grippe-Erkrankungen beim Menschen verursachen.
- "Mit Influenza Impfungen ist ein moderater Effekt verbunden, Influenza-Symptome zu vermindern und Arbeitszeit einzusparen. Es besteht keine Evidenz, dass sie sich auf Komplikationen auswirken, wie Lungenentzündung, oder auf die Übertragung des Virus." (Cochrane 2010)
Eine in Lancet Infectious Diseases publizierte Studie (Osterholm 2012) kommt zu folgender Schlußfolgerung:
- "Influenza vaccines can provide moderate protection against virologically confirmed influenza, but such protection is greatly reduced or absent in some seasons. Evidence for protection in adults aged 65 years or older is lacking. "
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HEF, 08.10.2018