Fachinformationen - Botulismus


Botulismus

Bildquelle: Werner Schönherr


Erreger:

Botulismus ist eine Intoxikation mit einem Stoffwechselprodukt von Clostridium botulinum (grampositive, sporenbildende, obligat anaerobe Stäbchen).


Verbreitung:
ubiquitäres Vorkommen der Sporen im Erdreich und Meeresboden.


Infektionsweg:
Aufnahme von Botulismustoxinen, die unter anaeroben Bedingungen bei Temperaturen zwischen 3 und 50ºC gebildet werden können. In erster Linie sind nicht adäquat zubereitete Konserven wie z.B. eingemachtes Gemüse, Fleisch- und Fischzubereitungen betroffen. Wenn entsprechende Nahrungsmittel vor dem Verzehr nicht ausreichend gekocht werden, kann es zu lebensbedrohlichen Intoxikationen kommen. Selten wurden Erkrankungen durch Toxinresorption aus mit C. botulinum infizierten Wunden beschrieben. Der „infantile“ Botulismus wird verursacht durch eine Besiedlung des Magen- Darmtraktes von Säuglingen oder Erwachsenen mit veränderter Anatomie oder veränderter bakterieller Besiedlung des Magen- Darmtraktes mit der Vegetativform von C. botulinum. Die Toxinbildung erfolgt in vivo. Eine häufige Quelle der Clostridiumsporen bei der infantilen Form ist Honig. Obwohl betroffene Patienten häufig relevante Mengen an Clostridien und Toxinen mit dem Stuhl ausscheiden, sind bisher keine direkten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen beschrieben worden.


Inkubationszeit:
12 – 36 Stunden, teilweise auch mehrere Tage, abhängig von der aufgenommenen Toxinmenge. Je früher die Symptomatik beginnt, desto ausgeprägter ist die Intoxikation und die Letalität.


Symptomatik:
Zu Beginn der Erkrankung werden häufig Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle beklagt. Der weitere klinische Verlauf des klassischen Botulismus ist primär gekennzeichnet von neurologischen Manifestationen. Die Patienten beklagen anfangs meist verschwommenes Sehen, Doppelbilder, Lichtscheu, Schluckstörungen und einen trockenen Mund. In aller Regel manifestiert sich anschließend eine symmetrische, absteigende, schlaffe Parese. Die Patienten sind bei vollem Bewußtsein und fieberfrei (erst bei komplizierenden Sekundärinfektionen entwickeln die Patienten Fieber). Abortive Verläufe sind möglich. Die Therapie mit Antitoxin und die unterstützende symptomatische, intensivmedizinische Therapie sollte möglichst frühzeitig begonnen werden. Damit ließ sich die Letalität des klassischen Botulismus auf ca. 10% senken. Die Rekonvaleszenz dauert meist mehrere Monate bis Jahre an. Der „infantile“ Botulismus beginnt mit Obstipation, Verweigerung der Nahrungsaufnahme, Ruhelosigkeit. Mit fortschreitender Intoxikation treten Schluckstörungen, Ptosis der Augenlider und eine zunehmende muskuläre Hypotonie auf. Einige Säuglinge werden respiratorisch insuffizient. Der infantile Botulismus wird als einer der möglichen Auslöser des plötzlichen Kindstodes diskutiert.


Diagnostik:
Nachweis des Toxins in Serum-, Stuhl- oder Nahrungsmittelproben. Die Erregeranzucht aus dem Stuhl bzw. Wundabstrich ist meist schwierig. Wegweisend für die Diagnose können die Nahrungsmittelanamnese und Suche nach weiteren Erkrankungsfällen in der Umgebung sein.


Differentialdiagnose:
Poliomyelitis, Tetanus, Tollwut, Enzephalitiden und Intoxikationen anderer Genese


Prophylaxe, Immunität:
Aufklärung über adäquate Konservenzubereitung, Durch ausreichendes Erhitzen bzw. Kochen wird Botulinustoxin zerstört. Es entwickelt sich keine Immunität.


Gesetzliche Regelungen:
Nach §6, Abs.1 des IfSG besteht Meldepflicht für Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod. Weiterhin besteht nach §7, Abs.1 IfSG Meldepflicht für den direkten und indirekten Erregernachweis.

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MG, 17.02.2023



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