Fachinformationen - Augen
Augen
Die Augen müssen als nach außen gerichteter Teil des Gehirns auf Reisen besonders geschützt werden. Vor:
- intensiver Strahlung
- Staub und Schmutz
- mechanischen Reizungen
Wichtig vor der Reise
- Bestehende Vorerkrankungen? Augenarzt!
- Besteht trotz einer akuten oder chronischen Augenerkrankung oder nach einer Operation Reisefähigkeit, ansonsten muss die Reise im Zweifel verschoben werden.
- insbesondere bei einem chronischen Glaukom, einer diabetesbedingten Netzhautschädigung, chronischen Entzündungen der Augen, Thrombose in der Zentralvene des Auges oder Netzhautablösung können Flugreisen sehr riskant sein. Am Urlaubsort stehen oft keine Spezialisten zur Verfügung und ein Krankenrücktransport mit dem Flugzeug könnte sich wegen des schädlichen Druckabfalls schwierig gestalten.
- Bei einem sog. "Trockenem Auge" (Sicca-Syndrom) kann Trockenheit in der Umgebung, zum Beispiel in Städten oder Wüstenregionen, zu zusätzlichen Reizungen der Binde- und Hornhaut führen.
- Tropische Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit sind für Patienten weniger zuträglich, die unter einem chronisch erhöhten Augeninnendruck (Chronisches Glaukom) leiden.
- Bei stark kurzsichtigen Personen birgt eine hitzebedingte Austrocknung ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Netzhautablösung.

Bildquelle: Denis Zimmer
- Brillen
- Kontaktlinsen
- Möglichst auf Brille umstellen! Die Klimaumstellung bei Fernreisen, die Tendenz zu längeren Tragezeiten, seltenere Reinigung der Linsen, Mangel an Reinigungslösung führen oft dazu, dass Kontaktlinsen während des Urlaubs weniger gut toleriert werden. Im schlimmsten Fall kann eine schwere Amöben-Keratitis auftreten, die bis zur Erblindung führen kann.
- Das Risiko für Infektionen oder mechanische Schädigung der Augen ist auf Reisen erhöht. Bereits die sehr trockene Luft in der Flugzeugkabine bedeutet eine Augenbelastung für Linsenträger.
- Kontaktlinsen sollten daher während des Fluges entfernt werden.
- Falls auf Kontaktlinsen nicht verzichtet werden kann: Ausreichend Reinigungslösung, mehrere Behälter zur Lagerung der Linsen sowie auch mindestens eine Ersatzbrille mitzuführen.
Augenübungen zu Entspannung
Zur Entspannung der Augen, nach konzentriertem Lesen oder Arbeiten können (z.B. während des Fluges) sehr wirksame Augenübungen durchgeführt werden:
Während der Reise
Eine der häufigsten akuten Augenerkrankungen während eines Auslandsaufenthaltes ist die Bindehautentzündung (Konjunktivitis). Als Ursachen kommen u.a. mechanische Reizungen (Wind, Staub), Allergien, in der Luft schwebende Teilchen (Feinstaub in Smog) und seltener auch virale und bakterielle Krankheitserreger in Frage.
Bei allergisch bedingter Bindehautentzündung , die, z.B. ausgelöst durch Pollen, im Ursprungsland begonnen hat, kann es nach Reiseantritt rasch zu einer Besserung der Beschwerden kommen.
Bakterielle Infektion äußern sich durch eine geröteten Bindehaut, Lidschwellung und Sekretbildung mit typischerweise "verklebten" Augenlidern am Morgen. Die Krankheitsdauer beträgt meist drei bis sieben Tage. Bei sehr belastender Symptomatik oder Andauern der Beschwerden sollte der Augenarzt konsultiert werden. Der Heilungsverlauf kann durch antibiotikahaltige Augentropfen beschleunigt werden. Auf keinen Fall darf bei Verdacht auf eine bakterielle Entzündung Kortison in den Augentropfen enthalten sein!
Zeichen für Komplikationen, die einen Augenarztbesuch erforderlich machen:
- Verdacht auf kleine Verletzung (z.B. durch winzige, scharfe Splitter)
- Schmerzen im Augen-nahen Bereich (z.B. bei Tränengangsentzündung) oder starke Kopfschmerzen
- Verdacht auf Entzündung des pupillennahen Bereiches, insbesondere der klaren Hornhaut (Cornea)
- bei Vorerkrankungen wie Glaukom
- plötzlicher Einschränkung der Sehkraft (z.B. bei Glaskörperblutung)
- Einschränkungen des Gesichtsfeldes (z.B. bei akuter Netzhautablösung)
Bei Bindehautentzündungen muss besonders auf Sauberkeit und (Hand-)Hygiene geachtet werden.
Was tun bei Augenverletzungen am Urlaubsort?
Die Hornhaut (Cornea) kann leicht durch zu starke Belastung mit UV-Licht, durch Austrocknung oder durch Feinstaub, Sandkörner, dünne Äste, Insekten oberflächlich verletzt oder geschädigt werden.
- Sinnvoll
- Spülung mit sterilem Wasser, z.B. mit Plastikampullen mit steriler Kochsalzlösung aus der Reiseapotheke
- Das Auge schonen (Augenbinde)
- Im Zweifel: Augenarzt aufsuchen
- In Absprache mit einem Augenarzt: pflegende Salben (z.B. Bepanthen®-Augensalbe) oder antibiotische Salben
- Niemals
- Reiben der Augen
- Entfernungsversuche mit spitzen Gegenständen (Pinzetten u.ä.)
- Kortisonhaltige Tropfen bei Entzündungs- oder Verletzungsverdacht
Im Falle einer Verletzung besteht das Risiko einer nachträglichen Infektion durch Bakterien oder andere Krankheitserreger. Bei einer Perforation (Durchdringung) der Hornhaut wäre Intensivpflege nötig, ggf. kann ein Rücktransport erforderlich sein
Erkrankungen nach der Reise
Bei entzündlichen Augenerkrankungen nach der Reise muss ein Augenarzt aufgesucht werden, der einen möglichen Zusammenhang mit der Reise klären kann. Mögliche Krankheiten sind
- Sehr schmerzhafte hämorrhagische (blutige) Bindehautentzündung, vor allem bei Afrika- und Asienreisenden. Die Erreger (Adenoviren) werden meist durch Schmierinfektion übertragen. Die Inkubationszeit ist äußerst kurz, mitunter nur wenige Stunden. Daher setzt sie Symptomatik meist bereits während der Reise ein.
- Zwei bis drei Wochen nach Infektionen mit Durchfallerregern (Campylobacter, Shigellen), Chlamydien oder anderen Erregern überschießende Immunreaktionen, die sich im Bereich der Augen (Konjunktivitis) und/oder Gelenke manifestieren.
- Immunreaktion bei Erkrankungen durch Würmer und Einzeller (z.B. Lamblien) mit Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis).
- Ein direkter Befall des Auges durch Fadenwürmer tritt gelegentlich bei der Onchozerkose (Flussblindheit) auf, kommt aber selbst bei Langzeitaufenthalten im tropischen Afrika (> 10 Jahre) nur extrem selten vor.
- Trachom, eine früher häufige Erkrankung u.a. in Ägypten. Es handelt sich um eine bakterielle Bindehautentzündung, die sich in weiten Teilen Afrikas, des Mittleren Ostens und Indiens findet. Betroffen sind vor allem Kinder, die unter schwierigen hygienischen Verhältnissen aufwachsen. Gelangt der Erreger Chlamydia trachomatis in das Auge, so kann eine nicht heilende Entzündung der Bindehaut resultieren. Trachom kommt bei Reisenden äußerst selten vor. Trotzdem sollte bei schwer heilenden Konjuktividen nach Afrika- oder Orientaufenthalten stets auch an das Trachom gedacht werden.
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HEF, MG, 31.05.2018