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Fachinformationen - Fleckfieber


Fleckfieber (Epidemisches Fleckfieber, Typhus exanthematicus, epidemischer Läusetyphus, Brill-Zinsser disease)

Bildquelle: Denis Zimmer


Erreger:

Rickettsia prowazekii (kleine, obligat intrazellulär lebende, pleomorphe, kokkoide Mikroorganismen, Familie der Rickettsien)
Verbreitung:
Der Erreger kommt hauptsächlich bei engem Zusammenleben größerer Menschenmengen unter hygienisch schlechten Bedingungen vor, früher vor allem in Kriegszeiten auch in gemäßigten Klimazonen, heute teilweise endemisch in kühleren Höhenlagen der Tropen (Zentral- und Ostafrika, Zentral- und Südamerika, Asien). Bürgerkriege und Flüchtlingsbewegungen führten in den neunziger Jahren in Afrika zu lokalen Epidemien (Burundi im Frühjahr 1997 rund 24 000 Erkrankungsfälle). Nach Deutschland importierte Fälle sind extrem selten.
Infektionsweg:
Übertragung erfolgt durch Läuse. Die Erreger werden von den Läusen während des Saugaktes mit dem Faeces abgegeben, bzw. werden bei Verletzung der Läuse freigesetzt und über kleine Hautläsionen in den menschlichen Organismus eingerieben. Eine Ansteckung ist auch durch Inhalation von kontaminierten Läusefaeces möglich. Der Mensch ist das Hauptreservoir, in den USA wurde der Erreger auch in Eichhörnchen nachgewiesen.
Inkubationszeit:
1 – 2 Wochen
Symptomatik:
Die Erkrankung beginnt plötzlich mit starken Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und rasch ansteigendem hohem Fieber. Es besteht ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, die Patienten sind benommen oder lethargisch. Meist kommt es am 4.-6. Krankheitstag zum Auftreten eines in der Axillarregion beginnenden Exanthems, Dieses breitet sich rasch aus, nur das Gesicht sowie Hand- und Fußflächen bleiben frei. Anfangs besteht das Exanthem aus pinkfarbenen, nicht konfluierenden, wegdrückbaren Makulae. Innerhalb der nächsten Tage entwickelt sich daraus ein dunkelrotes, konfluierendes, makulopapuläres Exanthem, teilweise mit petechialen Einblutungen. Enzaphalitis oder Myokarditis können hinzutreten. Bei frühzeitiger Therapie ist die Prognose gut. Bei unkompliziertem Verlauf verschwinden die Symptome nach ca. 2 Wochen. Die Rekonvaleszenz verläuft häufig sehr protrahiert. Die Letalität der unbehandelten Erkrankung liegt bei 10-40%. Jahre nach dem Erstauftreten der Symptomatik kann es zu einem Erkrankungsrückfall kommen (Brill-Zinsser), dieser verläuft meist milder, es besteht hierbei keine Assoziation mit Läusen.
Diagnostik:
Die klinische Symptomatik bei entsprechender Anamnese ist entscheidend. Nachweis von spezifischen Antikörpern mittels Weil-Felix Reaktion (2. Krankheitswoche, cave: rel. geringe Sensitivität und Spezifität), IF und KBR (2.-3. Krankheitswoche). Die Erregeranzucht aus dem Blut sollte aufgrund der Kontagiosität Speziallaboratorien vorbehalten sein.
Differentialdiagnose:
Meningokokkeninfektion, Typhus abdominalis, Masern, Syphilis II, Leptospirose, Rückfallfieber, Infektiöse Mononukleose
Therapie:
Tetracycline, Rifampicin, Chinolone, Chloramphenicol
Prophylaxe, Immunität:
Läusebekämpfung, Verbesserung der hygienischen Bedingungen. Eine Schutzimpfung steht zur Verfügung, sollte aber nur besonders gefährdeten Personengruppen vorbehalten sein (medizinisches Personal in Endemiegebieten bzw. Personen in Speziallaboratorien).
Gesetzliche Regelungen:
Nach §7, Abs.1 IfSG besteht Meldepflicht für den direkten oder indirekten Erregernachweis. Nach §12, Abs.1 IfSG besteht Meldepflicht an die zuständige oberste Landesgesundheitsbehörde und an das RKI.

MG, 11.10.2018