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Fachinformationen - Listeriose


Listeriose (Granulomatosis infantiseptica)

Erreger:

Listeria monocytogenes (grampositive, bewegliche, aerobe, nicht sporenbildende Stäbchen)
Verbreitung:
Der Erreger kommt ubiquitär in der Umwelt vor, z.B. im Kompost und in Abwässern, aber auch in der Erde und auf Pflanzen. Im landwirtschaftlichen Bereich sind Listerien weit verbreitet. Eine Kontamination von Lebensmitteln mit Listerien kann auf verschiedenen Stufen der Gewinnung und Bearbeitung erfolgen. Insbesondere Lebensmittel tierischer Herkunft wie Rohmilch und rohes Fleisch können während der Gewinnung (Melken, Schlachten) und auch über die Umwelt kontaminiert werden. Listerien sind häufig auch in lebensmittelverarbeitenden Betrieben zu finden.
Infektionsweg:
Die Erregeraufnahme erfolgt durch den Verzehr von kontaminierten tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln. Eine Weiterverbreitung ist ggf. auch durch gesunde Ausscheider auf fäkal-oralem Weg möglich. Eine Infektionsmöglichkeit besteht prinzipiell auch durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminiertem Erdboden. Für abwehrgeschwächte Patienten in Krankenhäusern besitzen Listerien als Erreger nosokomialer Infektionen Bedeutung.
Inkubationszeit:
Bei Übertragung durch kontaminierte Lebensmittel: 3 – 70 Tage
Symptomatik:
Bei immungesunden Erwachsenen verläuft die Infektion meist inapparent oder mild mit grippeartiger Symptomatik. Bei immungeschwächten Patienten kann die Erkrankung plötzlich beginnen mit Zeichen einer Meningoenzephalitis wie Fieber, starken Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Die Patienten werden rasch delirant oder komatös. Die Ausbildung einer Endokarditis, granulomatösen Hepatitis sowie von Abszessen an unterschiedlichen Lokalisationen oder auch septische Verläufe können beobachtet werden. Eine Listerieninfektion, auch inapparent, in der Frühschwangerschaft kann zu einem Amnioninfektionssyndrom mit Abort oder Totgeburt des Fetus führen. Bei Erregerübertragung im letzten Trimenon oder während der Geburt kann es innerhalb weniger Tage nach Geburt zu Trinkschwäche, Krampfanfällen oder Apnoeanfällen kommen. Innerhalb der ersten Wochen nach Geburt können die Kinder ein Exanthem sowie Zeichen einer Meningitis oder Meningoenzephalitis entwickeln. Die Letalität der Erkrankung bei Neugeborenen liegt bei 30-50%, bei Erwachsenen bei bis zu 30%.
Diagnostik:
Erregernachweis aus dem Blut, Liquor, Vaginalabstrich, Lochialsekret, Stuhl oder autoptischem Material mittels Anzucht, PCR oder ggf. Mikroskopie (Gramfärbung).
Differentialdiagnose:
Bei Neugeborenen Infektion mit Streptokokken B
Therapie:
Ampicillin plus Aminoglykosid, Cotrimoxazol
Prophylaxe, Immunität:
Während der Schwangerschaft sollte der Kontakt mit verdächtigen Tieren sowie der Verzehr von rohen tierischen Produkten vermieden werden.
Gesetzliche Regelungen:
Nach §7, Abs.1 IfSG besteht eine Meldepflicht nur für den direkten Nachweis des Erregers aus Blut, Liquor oder anderen normalerweise sterilen Substraten sowie aus Abstrichen von Neugeborenen.

RMZ, 15.02.2023